Der zweite schlesische Krieg. 4
gemeinsamen Sache herbeizuziehen 1). Diese vagen Vertröstungen
waren jedoch so wenig nach Brühls und seines Herrn Geschmack,
daß letzterer den Vertrag zu ratificiren sich weigerte, bevor
ihm nicht Sagan, Glogau und Jauer zugesichert würden. Hierzu
kam, daß eben jetzt, nach dem Tode des armseligen Karl VII.,
18. Januar 1745, Frankreich die Blicke des Kurfürsten von
Sachsen auf die Kaiserkrone zu lenken suchte, die allerdings
diesem indolenten Fürsten selbst viel weniger begehrenswerth
erschien als seiner Gemahlin, welche dieselbe bisher nicht
ohne Mißgunst auf dem Haupte ihrer jüngeren Schwester ge-
sehen hatte. Graf Moritz von Sachsen warf seine gewichtige
Stimme für die Candidatur seines Bruders in die Wagschale;
nicht minder zeigte sich Friedrich II. dem Projecte günstig, ob-
gleich er es für nichts als eine Chimäre hielt, weil er dadurch
das warschauer Bündniß zu sprengen hoffte. Es trat hierbei
recht deutlich zu Tage, wie schwankend Sachsens Stellung bleiben
mußte, so lange es hier mit Friedrichs Verbündetem, Frank-
reich, dort mit Friedrichs Hauptfeinde, Osterreich, Beziehungen
unterhielt. Im Einverständniß mit dem Könige von Preußen
kam der französische Gesandte v. Valori nach Dresden, um
August im Namen seines Hofes Subsidien für 60000 Mann
zur Erlangung der Kaiserkrone anzubieten. Allein der Geheime-
rath fand eine directe Bewerbung, die leicht auch für den Besitz
der polnischen Krone hätte gefährlich werden können, bedenklich,
er rieth dem König, sich auf die Erklärung seiner Geneigtheit
zur Annahme einer auf ihn fallenden Wahl zu beschränken und
Frankreich um Zurückziehung seiner Truppen anzugehen, damit
es die Freiheit der Wahl nicht beeinträchtige )). Da nun
England mit Einstellung der Subsidienzahlungen drohte, Oster-
reich den Grafen Bernes zu energischer Betreibung eines end-
giltigen Abkommens nach Dres,den schickte, und durch Verleihung
des bahmischen Indigenats an Brühl, einer Herrschaft an seine
Gemahlin, der Reichsgrafenwürde an Hennicke die wirksamsten
1) Wenek II, 171.
1) Der Wortlaut von Augusts Antwort bei Arneth III, 405.
1746