434 Kurfürst Friedrich Augußt II.
Am 15. December Nachmittags zwei Uhr eröffnete Leopold
den Angriff auf Kesselsdorf, wo er die verwundbare Stelle
des Feindes richtig erkannte. Zweimal waren die stürmenden
Kolonnen unter schrecklichem Verluste zurückgeworfen worden,
als die sächsischen Garden, siegestrunken aus ihrer Stellung zur
Verfolgung hervorbrechend, die eigenen Geschütze unwirksam
machten. Rasch entschlossen warf sich Leopold auf die in Un-
ordnung Gerathenen, entriß ihnen das Dorf, zu derselben Zeit
erkletterten die Preußen die von Eis und Schnee glatten Fels-
wände bei Pennrich und Zöllmen und trieben das sächsische Fuß„
volk auf dem rechten Flügel zurück, welches nun auch die
Reitzrei in seine Flucht mit fortriß. In wilder Unordnung
ergoß sich das geschlagene, hungernde und frierende Heer nach
Dresden zu, 3000 Todte, 6700 Gefangene und 48 Kanonen
auf der Wahlstatt zurücklassend. Da Rutowski nichts davon
wissen wollte, die von den unnmehr vereinigten Preußen ge-
botene Schlacht anzunehmen, so zogen sich die Osterreicher wieder
nach Böhmen, wohin ihnen die Sachsen folgten; die Hauptstadt,
nur von 6000 Mann Landmiliz besetzt, capitulirte Tags darauf
auf Bedingungen, wie sie Friedrich selbst den rathlosen Ministern
vorschrieb. Die Milizen wurden entwaffnet und untergesteckt,
starke Lieferungen und Contributionen ausgeschrieben, für
100000 Thaler Porcellan nach Berlin geschickt, aber auch eine
so strenge Mannszucht gehandhabt, daß sie gegen das Ver-
fahren der verbündeten Osterreicher, die beim Abzuge die Vor-
städte und die am Wege liegenden Dörfer ausgeplündert hatten,
sonderbar abstach. Des Königs artiges Benehmen gegen die
Dresdner, besonders gegen die zurückgebliebenen Glieder der
kurfürstlichen Familie, die Mäßigung, mit der er auftrat, zeig-
ten, wie sehr ihm darum zu thun war Sachsen für sich zu ge-
winnen. Am Tage der Schlacht hatte ihm Villiers die größere
Bereitwilligkeit des sächsischen Hofes zur Annahme der von
ihm gebotenen Bedingungen gemeldet; trotz des Sieges forderte
er auch jetzt nichts, was über die hannöversche Convention
hinausging. Für das erschöpfte Osterreich war die erneute
Verzichtleistung auf Schlesien immer noch leichter zu ertragen,