Brühls Verwaltung 1745—1756. 41
„Unser Zustand ist leider sehr betrübt! Doch wir können weiter
nichts als seufzen und schweigen.“ Ungehindert schalteten er
und seine Kreaturen nach Gutdünken mit den öffentlichen Gel-
dern in einer Weise, welche die heilloseste Verwirrung des
ganzen Staatshaushaltes unausbleiblich nach sich ziehen mußte.
Aus der verschwenderischen Regierung Friedrich Augusts I. und
der Verwaltung Sulkowsli's bis 1737 hatte man gegen 20
Millionen Schulden überkommen, doch war durch ziemlich regel-
mäßige Zahlung der Zinsen der Credit der Steuerkasse auf-
recht erhalten worden. Noch im Jahre 1737 konnte der Kur-
fürst die große Herrschaft Hoyerswerda für 230000 Thaler
kaufen. Seitdem ging es aber mit reißender Schnelligkeit ab-
wärts. Brühls unsinnige Verschwendung, die übermäßige Ver-
mehrung der Hof= und Staatsbeamten, unter anderem durch
die von Brühl eingerichteten Conferenzminister, ebenso die der
hohen Officierstellen, die Erwerbung der polnischen Krone, die
mit unverhältnißmäßigem Glanze auftretende Diplomatie Sach-
sens an den auswärtigen Höfen, die Betheiligung an den beiden
schlesischen Kriegen erheischten einen Aufwand, der mit den gewöhn-
lichen Mitteln sich nicht bestreiten ließ; bis 1749 beliefen sich
die ordentlichen und außcrordentlichen Bewilligungen zu mili-
tärischen Zwecken auf 7,770000 Thaler. Weitere Summen
wurden der Landschaft abverlangt und von derselben verwilligt
zur Abtragung der alten Kammerschulden, zur Unterhaltung
der Flußbauten, der Zucht= und Armenhäuser, zu Gesandt-
schaftsspesen, zur Abtretung der Besoldungsreste bei den Lan-
descollegien, für die persönlichen Bedürfnisse des Kurfürsten,
den Hofstaat der Prinzen und Prinzessinnen, bei den Ver-
mählungen der kurfürstlichen Kinder, ungerechnet die freiwilligen
Geschenke, wic bei der Besteigung des polnischen Throns und die
Donative der Ritterschaft 1). Eine Zusammenstellung der von
1) Der nach Groschenschocken angeschlageue Werth des unbeweglichen
Steuergutcs belrug im Simplum, d. h. einen Psennig vom sicuerbaren
Schock in den Jahren von 1742—1748 etwa 15000 Fl. (zu 21 Gr.)
oder 13125 Thlr., wenn man bloß 3,780000 gangbare Schocke annahm.
30½/ Pfennig, die damals gefordert wurden, machten also die Summe