Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Brühls Verwaltung 1745—1756. 445 
der Verpachtung der Generalconsumtionsaccise an den Meist- 
bietenden, zunächst in einzelnen Ortschaften; 1750 wurden die 
Verpachtungspatente von achtzig Städten öffentlich angeschlagen. 
Das Jahr darauf führte Brühl das Tabaksmonopol ein und 
überließ den Gencralpacht desselben einem Grafen Bolza, nahm 
jedoch in Folge dringender Gegenvorstellungen diese Maßregel 
bald wieder zurück und gab ihm als Entschädigung dafür 1754 
die Generalacciseinkünfte der Stadt Dresden, desgleichen die 
1749 erhöhten Sätze auf Thec, Kaffee, Tabak, ausländischen 
Branntwein im ganzen Lande mit Ausnahme von Leipzig, 
Langensalza, Sangerhausen und der Grafschaft Mansfeld in 
Pacht, eine Einrichtung, die sich so vortheilhaft erwies, daß 
Bolza 1755 sämtliche Acciseinkünfte auf die nächsten sieben 
Jahre in Pacht erhielt. Dank der strengen Kontrole, die er 
übte, wurde sein Pacht eher als eine Wohlthat empfunden, 
nur würde er ohne Dazwischenkunft des Kriegs vielleicht nicht 
im Stande gewesen sein den Bedingungen desselben zu genügen; 
nach der preußischen Besetzung Sachsens wußte er ihn jedoch 
durch eine für sich und das Land vortheilhafte Konvention zu 
sichern, durch welche dem Feinde die nähere Einsicht in den 
wahren Ertrag der Acciseinkünfte entzogen, die Verfassung un- 
geändert beibehalten und manche ansehnliche Summe gerettet 
wurde 2). 
Daneben blieben aber auch die schnödesten Mitel nicht un- 
versucht um Geld herbeizuschaffen. Familien, die sich hatten 
bereden lassen, ihr Vermögen der Steuer anzuvertrauen, sahen 
sich an den Bettelstab gebracht, denn seitdem die Steuerkasse 
die Zahlung der Interessen gänzlich eingestellt hatte, waren ihre 
Scheine nahezu werthlos geworden und dienten höchstens nur 
noch der Agiotage, indem preußische Unterthauen sie zu dem 
niedrigsten Kurse einkauften und sie sich dann auf Grund des 
1) Hunger, Kurze Geschichte der Abgaben in Sachsen, S. 74 ff. 
Nach Friedrichs des Großen Angabe hatten auch der nachherige dänische 
Minister Schimmelmann und selbst Kaiser Franz I. Antheil an Bolza's 
Pacht.
	        
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