Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Verhaundlungen unt Fraulrenh und den Kaiserhösen. 401 
Geneigtheit auf die von ihm überbrachten Anträge einzugehen. 
Erst als hierauf Frankreich mit den Seemächten Verhandlungen 
anknüpfte, nahm sie selbst den Versuch wieder auf, sich durch 
Vermittlung des sächsischen Gesandten Graf Loß und dessen 
Bruders Christian mit Frankreich zu verständigen, aber auch 
diesmal mit keinem besseren Erfolge 1), und mußte sich endlich, 
von den Seemächten im Stiche gelassen, zur Annahme des 
gaachener Friedens entschliesßen. Sachsen aber erntete für seine 
guten Dienste die Verlängerung des Subsidientractats auf 
zwei Jahre durch die Convention von Tongres am 6. Sep- 
tember 1747. 
Brühl konnte sich rühmen, zwei Zwecke zugleich erreicht 
zu haben, Subsidien für sich und Entfremdung Frankreichs von 
Preußen. Noch viel folgenschwerer aber gestalteten sich die 
Verhaudlungen, in welche sich Sachsen mit den Höfen von 
Wien und Petersburg einließ. Der leipziger Partagetractat 
war allerdings durch den dresdner Frieden hinfällig geworden, 
aber der Wunsch Preußen unschädlich zu machen hatte deshalb 
die beiden Kaiserinnen nicht verlassen. Osterreich hatte im 
zweiten schlesischen Kriege das letzte Ziel von Friedrichs des 
Großen Politik zu deullich erkannt, als daß nicht die Ver- 
nichtung des gefährlichen Nebenbuhlers seitdem sein Hauptaugen- 
merk hätte bleiben sollen. Wenn daher auch Maria Theresia 
ihr Gewissen mit dem Vorsatze beruhigte, daß sie nicht die Erste 
sein wolle, den dresdner Frieden zu brechen, so konnte sie doch 
den Verlust Schlesiens viel zu wenig verschmerzen, als daß sie 
nicht von ganzem Herzen die Gelegenheit herbeigesehnt hätte, wo 
sie es ohne Beschwerung ihres Gewissens wieder an sich bringen 
könnte. Einc solche herbeizuführen war der wesentliche Zweck 
des neuen Defensivvertrags, den sie bereits sechs Monate nach 
dem dresdner Frieden am 22. Mai (2. Juni) 1746 zu Peters- 
burg mit Rußland schloß 2) und dessen eigentlicher Kern in 
dem vierten der ihm angefügten geheimen Artikel enthalten 
war, des Inhalts, daß in dem Falle, wo Friedrich II. Oster= 
1) Arncth III, 349 ff. 
2) Hertzberg, Recueil I, 31. 
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