458 Kurfürst Friedrich August 11.
nischen Besitzungen ausgebrochenen Irrungen in einen euro-
päischen Kontinentalkrieg umzuschlagen drohten. Die alten
traditionellen Allianzen fingen an sich zu lockern. Frankreich
konnte nicht der Alliirte Preußens bleiben, wenn es sich mit
Osterreich, Osterreich nicht der Englands, wenn es sich mit
Frankreich verbündete. Seitdem England sich überzeugt hatte,
daß es von Seiten Osterreichs auf keinen Schutz für Hannover
und die Niederlande zu rechnen habe, hatte es an einer Er-
neuerung des Michaelis 1755 ablaufenden Subsidienvertrags
mit Sachsen kein Interesse mehr, sondern suchte diesen Zweck
durch Annäherung an Preußen zu erreichen. Eine Sendung
des Grafen Flemming zu König Georg II. nach Hannover
hatte keinen Erfolg. Das Ausbleiben der englischen Subsidien
vollendete die Zerrüttung der sächsischen Finanzen. Noch zeigte
sich ein Rettungsschimmer, als Frankreich, welches das Bedürfuiß
fühlte seine Partei in Deutschland wieder zu verstärken, Angust
1755 die Ernenerung des früheren Subsidienvertrags mit
Sachsen anbot. Von der Dauphine und dem neuen sächsischen
Gesandten in Versailles, dem Grafen Vitzthum, eifrig betrieben,
näherte sich derselbe bereits seinem Abschluß, als plötzlich der
französische Unterhändler in Dresden, Graf Broglie, die For-
derung erhob, daß Sachsen nicht nur gegen Frankreich dieselbe
Verpflichtung wie bisher gegen die Seemächte übernehmen,
sondern auch sein Bündniß mit den Kaiserhöfen auflösen, wenig-
stens den Inhalt der mit Wien und Petersburg abgeschlossenen
Verträge mittheilen solle, ein Verlangen, das um so weniger
aunehmbar erschien, je mehr man sich überzengte, daß auch in
Polen die französischen Absichten mit den sächsischen collidirten.
Sehr verständig rielhen die Conferenzminister sich vorläufig in
gar keine derartige Verbindung einzulassen, die, im Fall der
Krieg zwischen England und Frankreich ausbreche, Sachsen
nothwendigerweise in eine schiefe Stellung entweder zu den
Kaiserhöfen oder zu Preußen bringen müsse. Die Verhandlungen
wurden abgebrochen und binterließen nur die eine Folge, daß
Frankreich, welches dieselben trotz Friedrichs ausdrücklicher Er-
klärung, „er könne mit den Sachsen nicht in derselben Allianz