Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Am Vorabend des Kriegs 1756. 41 
Aber ebensowenig war er darüber in Zweifel, daß er mit 
diesem Stoße zugleich auch Sachsen treffen müsse, nicht als 
ob er irrigerweise geglaubt hätte, daß dessen Beitritt zum 
petersburger Vertrage wirklich erfolgt sei, sondern um bei der 
notorischen Feindseligkeit des dresdner Hofes zu verhüten, daß 
es zwar anfangs vielleicht die Maske der Neutralität vornehme, 
aber bei dem ersten Mißgeschick, das ihm in Böhmen begegne, 
ihm in den Rücken falle 1). Die stärksten militärischen Gründe 
machten es ihm unerläßlich sich eines Landes zu bemächtigen, 
das in einem Kriege gegen Osterreich, wollte er denselben nicht 
unter den ungünstigsten Bedingungen führen, die Basis seiner 
Operationen bilden mußte. Im Besitz Sachsens beherrschte 
er die Elbe von Magdeburg bis zum Erzgebirge und die Pässe 
des letzteren, konnte er den Krieg in Feindesland führen und 
die zahlreichen Hilfsquellen des wohlhabenden Landes für sich 
ausnutzen. Auch erschien es bei dem gänzlichen Verfall, in 
welchen Brühls frevelhafter Leichtsinn die Wehrkraft des Landes 
hatte gerathen lassen, durchaus nicht als eine schwere Aufgabe, 
Sachsen durch einen kräftigen Anlauf sogleich über den Haufen 
zu rennen. Zwar hatte Rutowski einen Versuch gemacht die 
1) Eine unbesangene Prüfung wird eingestehen müssen, daß die Dar- 
stellung der an die Generalstaaten gerichteten preußischen Rechtfertigungs- 
schrist im wesentlichen richtig ist mit Ausnahme der letzten Zeile: „des 
desseins dangereux, que la Cour de Vienne a formés contre le roy et 
qui ne tendent pas à moins du’'à lui enlever la Silesie et de détruire 
méme toute sa puissance. La Cour de Sa#ze est entrée dans tout ce 
plan en se rescrvant du conscntement des parties principales, de n'y 
point par#itre quc lorsnc les forces du roy seroicnt ai affuaiblies ou 
partagées, qu'’elle pourroit impundment lever la masque. Elle s#iest 
meme laissée aller jusqu' négocier avec la cour de Vienne sur un 
pbartage des états de S. M. et stipuler pour sa part les duchés de 
Magdebourg et de Crossen avec les cerclen de Züllichan, de Cottbus 
et de Schwichus. — S. M. fut insormée de bonne part. que Dintention 
de In Cour de Safe Gtoit de lnieser lihrement passer les troupcs et 
Tattendre ensuite les événements pour en probter, scit se joignant 
à ses ennemis, soit en faisant une diversion dans ses états.“ Husch- 
berg, Die drei Kriegsjahre 1756, 1757, 1758 in Deutschland, heraus- 
gegeben von Wuttke (1856), S. 44.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.