Eröffnung des Kriegs. 465
ferntesten Regimentern die Erlaubniß ertheille, sich ein paar
Märsche den übrigen zu nähern; obgleich aber schon von
den Grenzbehörden beunruhigende Nachrichten einliefen, mußte
v. Saul den preußischen Gesandten doch noch wegen dieser
Truppenbewegungen ausdrücklich beruhigen! Die Überführung
von 2000 Scheffeln Getreide aus Dresden nach Pirna wäre
beinahe unterblieben, weil kein Geld da war, um sie zu be-
werkstelligen. vl
Friedrich stand die Hand am Schwerte da. Die Vor-
stellungen des britischen Gesandten Mitchell bewogen ihn noch
einmal zu versuchen, ob er von Maria Theresia Zusicherungen
erhalten könnte, welche ihn der Nothwendigkeit des Kriegs über-
heben würden; die Antworten, welche sein Gesandter Klinggräff
auf zweimalige Anfragen erhielt, waren hochfahrend und un-
befriedigend. Deunoch meldete Brühl dem Gesandten Vitzthum
am 29. August nach Versailles, „daß nach den Erklärungen,
die Klinggräff in Wien erhalten habe, man meinen sollte zu
der Hoffnung berechtigt zu sein, der Friede werde erhalten
werden“1). Er ließ sich in seinem gewohnten Treiben nicht
im geringsten stören; am 28. August war er mit dem Kur-
fürsten auf der Jagd, Abends waren seine Salons wie ge-
wöhnlich gefüllt, der preußische Gesandte Maltzahn befand sich
unter den Gästen. An demselben Tage eröffnete zu Berlin
der Minister Podewils dem sächsischen Gesandten, daß sich der
König genöthigt sehe mit seiner Armee den Durchzug durch
Sachsen nach Böhmen zu nehmen, es solle jedoch dieser wider
des Königs Willen unternommene und unschädliche Durchmarsch
der Freundschaft und dem guten Vernehmen zwischen beiden
Höfen nicht den mindesten Nachtheil bringen. Ahnlich, nur
etwas schärfer lautete die Erklärung, welche Tags darauf Mal-
tzahn in Dresden abgab ?). Am nämlichen Tage überschritten
70000 Preußen die sächsische Grenze, während ein Manifest
Friedrichs verlündete, die Sicherheit seiner Länder habe ihn
1) Geheimnisse I, 374.
2) Schäfer, Gesch. d. siebenj. Kriegs I, Beil. II, 47.
Böttiger, Geschlchte Sachsens. 2. Aufl. II. 30