Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

466 Der siebenjährige Krieg. 
gezwungen in Sachsen einzurücken, um nicht abermals dem 
Schicksale wie im Jahre 1744 ausgesetzt zu sein; er erkläre 
aber im Angesicht von ganz Europa, daß er gegen den Kur- 
fürsten von Sachsen keine feindlichen Absichten hege, er wünsche 
nichts sehnlicher, als daß die glückliche Stunde bald heraunahen 
möge, wo er demselben sein Land als ein Depot wieder über- 
geben könne. Von den drei Kolonnen der Preußen führte der 
König in Person die mittelste über Torgau, welches sogleich 
befestigt wurde und wohin an das preußische Feldkriegsdirecto= 
rium unter General v. Bork sofort alle Kammer-und Landes- 
einkünfte abgeliefert werden sollten, auf Strehla und Wilsdruff; 
mit der zweiten besetzte Herzog Ferdinand von Braunschweig 
Leipzig, nahm die dortigen Kassen in Beschlag, leerte das 
Zeughaus und die Magazine und erklärte der Kaufmannschaft, 
sie habe von nun an dem Könige von Polen weiter keine Ab- 
gaben, sie möchten Namen haben wie sie wollten, zu entrichten 
die dritte Kolonne unter dem Herzog von Braunschwelg-Bevern 
drang über Hoyerswerda und Stolpen, wo Oberst Warnery 
am 3. September den ersten, unrühmlichen Schuß des ganzen 
Kriegs, nämlich gegen den greisen Kommandanten der schwachen 
Invalidenbesatzung, Generalmajor v. Liebenau, abfeuerte, nach 
Schandau vor und nahm später bei Chemnitz Stellung. Frie- 
drich war von dem Plane der sächsischen Heerführer, die Armee 
nöthigenfalls bei Pirna zu concentriren, so genau unterrichtet, 
daß Winterfeld schon im Juli diesen Schauplatz künftiger Kriegs- 
ereignisse unter dem Vorwand einer Badereise nach Karlsbad 
recognoscirt hatte; er hoffte aber durch Überraschung und 
Entwaffnung der Sachsen in ihren Garnisonen denselben zu 
vereiteln. Da er aber, um Feindseligkeiten gegen sie womöglich 
zu vermeiden, seine Truppen angewiesen hatte, keine Gewalt 
zu brauchen, bevor nicht die Sachsen zu feuern anfingen, so 
gewannen diese doch noch Zeit, durch Gewaltmärsche nach Dres- 
den hin zu entkommen. In einer Stärke von 20000 Mann 
gelangten sie theils direct, theils aus einer unhaltbaren Stellung, 
die sie anfangs zwischen Siebeneichen und Niederpolenz bezogen 
hatten, glücklich in das von Natur schwer augreifbare, durch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.