Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

468 Der siebenjährige Krieg. 
ihn weder dieses noch künftiges Jahr angreifen zu wollen ), 
so bat August den König von Preußen (3. September) unter 
Klagen über das Verfahren der preußischen Truppen, welche 
dem ertheilten Versprechen zuwider Contributionen ausschrieben, 
die Kassen mit Beschlag belegten und einen Theil der Festung 
Wittenberg demolirten, um Mittheilung jener schwarzen Ent- 
würfe, von denen er nicht das Mindeste wisse, und bot jede 
mit seiner Würde verträgliche Garantie und nochmals seine 
Neutralität, wenn die Preußen sein Land räumten. Hundert 
Kriegsgründe, antwortete ihm hierauf Friedrich von Lommatzsch 
aus (5. September), und namentlich die Rücksicht auf den 
Unterhalt seiner Armee hinderten ihn Sachsen zu räumen; er 
wende alle mögliche Eile an, aber seine Soldaten könnten nicht 
fliegen; wohl wünsche er, der Weg nach Böhmen gehe durch 
Thüriugen, aber da ihm aus strategischen Gründen der Besitz 
der Elbe nöthig sei, so könne er nicht anders handeln?). 
Unterdessen waren die Minister zu dem Beschluß gekom- 
men, der König solle bleiben, aber sich zur Armee begeben. 
Die letztere nach Böhmen zu führen trug man jedoch Bedenken, 
theils aus Furcht, daß Friedrich dies als ein Aufgeben der 
Neutralität und offene Kriegserklärung ansehen und dann das 
Land nur noch feindseliger behandeln werde, theils weil man 
durchaus keine Neigung verspürte, sich so ganz rückhaltslos den 
Osterreichern in die Arme zu werfen, theils endlich, weil das 
Heer und namentlich Rutowski selbst, noch voll von der bitteren 
Erinnerung an die schmähliche Art, wie sie bei Kesselsdorf von 
den Osterreichern in Stich gelassen worden waren, einer neuen 
Verbindung mit deuselben entschieden widerstrebten. Auch von 
dem Plaue, die Armee durchs Voigtland in den fränkischen Kreis 
zu führen, standen die Minister ab, da die Generalität ihn 
für unansführbar erklärte; zuletzt blieb man bei dem aben- 
teuerlichen Entschlusse stehn, sie solle nebst dem Könige durch 
Böhmen und Mähren nach Polen gehen, obgleich dies der 
1) Aster, S. 168 und Beilage Nr. 8. 
2) Preuves Evidentes, Beilage 9. 10.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.