474 Der siebenjährige Krieg.
Endlich kam von Brown Nachricht, daß er demnächst die
Eingeschlossenen zu befreien im Stande sein würde. Da die
pirna= nollendorfer Straße von den Preußen verlegt war, ver-
sprach er, sich mit seiner ganzen Armee auf Leitmeritz zu diri-
giren und durch eine Scheinbewegung gegen Brix und das
Erzgebirge das Vorrücken seines rechten Flügels gegen Böhmisch-
Kemnitz zu maskiren, um von dort aus den Sachsen, welche
auf das rechte Ufer übergehen sollten, die Haud zu reichen.
Friedrich dagegen, welcher Browns Eingreifen zu Gunsten der
Sachsen zu fürchten aufiug, ging ihm um dies zu hindern mit
40000 Mann nach Böhmen entgegen, während 24000 Mann
zur Einschließung der Sachsen zurückblieben; sein Sieg bei
Lobositz 1. October war aber nicht so entscheidend, daß dadurch
der zwischen Brown und den Sachsen verabredete Befreiungs-
plan eine wesentliche Auderung erlitten hätte, allein audere
Umstände vereinigten sich, um das Verderben des sächsischen
Heeres zu vollenden. Nachdem Nutowski unbegreiflicherweise
die Entfernung eines so großen Theils der feindlichen Armee
unbenutzt gelassen, ohne, wie die Preußen fürchteten, einen
Versuch zum Durchschlagen zu wagen, wurde Brown endlich
benachrichtigt, daß die Sachsen mit Einbruch der Nacht zum
12. October sich in Marsch setzen und die preußische Schiff-
brücke bei Sedlitz sprengen würden, worauf er ihnen über
Sebnitz und Lichtenhain bis auf die Höhe bei Schandau ent-
gegenzukommen versprach. Allein Unsicherheit und Ungeschick
lähmten die Ausführung dieses ohne Kenntniß des Terrains
entworfenen Planes 1). Die Pontons befanden sich in vernach-
lässigtem Zustande und lagen bei Pirna im Bereiche der feind-
lichen Kanonen; als man in der Nacht zum oten den Versuch
machte sie stromaufwärts zu schaffen, entliefen die in Ermangelung
ich trage, und das Brod, das ich esse, sind nicht bezahlt!“ Geheim-
nisse I, 452. — Sehr bezeichnend ist ferner, daß am 2. October der
Feldmarschall in aller Form ein Gesuch an den Premier richtete, es möge
den eingeschlossenen Soldaten von dem für sie auf dem Königstein gebrauten
Biere die Tranksteuer erlassen werden! Ebendas. II, 175.
1) Frédoric le Gr., Oecuyres IV, p. 110 tadelt deuselben scharf.