Uebergang der Sachsen über die Elbe. 45
von Pontonieren dazu gemietheten Schiffsknechte, sobald die
Preußen ihr Feuer auf sie eröffneten; bei einem zweiten in der
folgenden Nacht fiel ein Theil der Pontons den Preußen in
die Hände, die nun dadurch aufmerksam gemacht nicht säumten,
den bis dahin nur schwach besetzten Paß am Lilienstein zu
verhauen und mit zwölf Bataillonen zu versperren. Erst in
der Nacht zum 12ten wurde trotz des übeln Wetters die Brücke
fertig; um Milternacht begann der libergang, nachdem ein
Versuch die preußische Schiffbrücke zu zerstören mißglückt war;
die schwere Artillerie wurde vernagelt und zurückgelassen, der
König begab sich von Thürmsdorf, wohin er Tags vorher sein
Hauptquartier verlegt hatte, am Morgen des 13ten nebst den
Prinzen und Brühl auf den Königstein, um dort den Ausgang
abzuwarten, über den man bereits besorgt zu werden anfing.
Glücklich kamen die Sachsen aufs andere Ufer, nur die Nach-
hut hatte einige Gefechte mit den Preußen, die sich sofort des
verlassenen Lagers bemächtigten, nach 17stündigem Marsche auf
engen und steilen Gebirgspfaden, unter strömendem Regen
standen sie auf der Ebenheit am Fuße des Liliensteins; von
den 50 Kanonen hatten sie nur 7 bis 8 fortgebracht. Weiter
vermochte sich das auf 12000 Mann zusammengeschmolzene
Heer nicht zu schleppen, todmatt, seit länger als 24 Stunden
Mensch und Thier ohne Nahrung, ohne Bagage, im Rücken
von den nachdringenden Preußen angegriffen, vor sich einen
von libermacht vertheidigten Verhau, ohne Nachricht von den
Osterreichern, die vor Sturm, Regen und Nebel weder die
verabredeten Sigualschüsse und den Kanonendonner vom König-
stein noch das Kleingewehrfeuer der Preußen gehört hatten.
In dieser verzweifelten Lage entschicd ein von Rutowski Abends
9 Uhr berufener Kriegsrath einstimmig, daß nichts als Kapi-
tulation übrig bleibe. Allein auf die Mittheilung davon er-
folgte vom König oder vielmehr von Brühl, der den König
immer noch in der Täuschung erhielt, daß sich die Armee
ohne Schwierigkeit werde nach Böhmen durchschlagen können,
eine entschieden mißbilligende Antwort und die Zumuthung au-
zugreifen. Am folgenden Morgen 7 Uhr lief von Brühl die