Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

476 Der siebenjährige Krieg. 
Nachricht ein, daß Brown vier Stunden von den Sachsen auf 
dem verabredeten Rendezvous bei Lichtenhain stehe, vergeblich 
auf sie gewartet habe, aber noch bis 9 Uhr warten wolle. In 
Wahrheit wartete er bis Nachmittag 3 Uhr, aber da er aus 
Sorge für seine Rückzugslinie von Lobositz her und bei seiner 
numerischen Schwäche — er hatte nur 8000 Mann — sich 
in dem durchschnittenen Terrain nicht weiter vorwärts wagte, 
ohne Nutzen für die Sachsen, die durch das Corps des Gene- 
rals Lestwitz von ihm getrennt waren. Da demnach auf 
Hilfe von Seiten der Osterreicher nicht mehr zu rechnen war, 
ein Verzweiflungskampf nur den Königstein dem Bombardement, 
die Person des Königs der Gefangenschaft ausgesetzt haben 
würde, so beharrten die Generale auf ihrer Ansicht; Rutowski 
suchte eine Waffenruhe nach, die mit Winterfeld abgeschlossen 
wurde, worauf die Preußen sofort mitleidig mit den verhungerten 
Sochsen ihr Brod theilten, und schickte den Generalmajor 
v. Gersdorf mit der Meldung des Geschehenen an den König. 
Aber mit dem ganzen Eigensinn der Schwäche bestand dieser 
noch immer darauf, man solle angreifen, und erst als General- 
major v. Dyherrn ihm auseinandergesetzt hatte, daß dies un- 
möglich sei und nur die Truppen zur Schlachtbank führen 
heiße, stellte er widerwillig dem Feldmarschall das Schicksal der 
Armee anheim 1). Am 16. October kam die Kapitulation 
zum Abschluß, durch welche sich die sächsische Armee kriegs- 
gefangen gab, die Offiziere sich verpflichteten während der 
Dauer des Krieges nicht gegen Preußen zu dienen. Das war 
das Ende dieser schwer gemißhandelten Armee, die sich durch 
ihr treues und trotz der schuödesten Vernachlässigung unge- 
brochenes Ausharren im Ungemach für alle Zeiten ein ruhm- 
volles Andenken gesichert hat. Thörichterweise verflocht man 
sächsischerseits von freien Stücken das Schicksal der Festung 
Königstein in das der Armee, was Friedrich begierig ergriff, 
um diesen für die Kommunication mit Böhmen wichtigen Platz 
dadurch außer Wirksamkeit zu setzen, daß sie für die Dauer 
1) Aster, S. 289 ff.
	        
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