Hme#unzwesen. L## ricoruy Augus 11. WL
An dem Könige selbst aber und seinem Premierminister
schienen die herben Erfahrungen der sieben letzten Jahre spur-
los vorübergegangen zu sein. Kaum war Brühl zurückgekehrt,
als er die wenige Ordnung, die man mitten unter dem Kriegs-
getümmel noch mühsam erhalten hatte, wieder vernichtete, alle
Zahlungen einstellte und alles, was sich an landesherrlichen Ein-
künften fand, zu seinem eigenen Bedarf, zur Wiederherstellung
seiner Häuser, zur Ausmöblirung seiner Paläste, zu nenem un-
erhörten Luxus und hächstens zur Bezahlung seiner eigenen
Schulden verwendete. Während mehrerer Monate vor dem
Tode des Königs wurde niemandem am Hofe bis herunter zum
Pagen und Livrcebedienten Gehalt, geschweige Rückstand ausge-
zahlt. Ja man sprach davon, die von Tag zu Tag wachsen-
den Rückstände au Gehalten und Pensionen völlig niederzu-
schlagen und der Geheimerath v. Gartenberg rieth in der
erwähliten noch vor Abschluß des Friedens dem Premier über-
reichten Denkschrift 1) zu eigenmächtiger Herabsetzung der Landes-
schulden auf die Hälfte. Bei Hofe hatte man nach wie vor
nur Sinn für Feste, Vogelschießen, Oper rc. 2c. Unverzüg-
lich wurde das große Opernhaus, das den Preußen als Ma-
gazin bedient hatte, gesäubert und seiner ursprünglichen Be-
stimmung zurückgegeben; hier ward die von der Kurprinzessin
Maria Ankonia gedichtete und componirte Oper Talestris durch
die Mitglieder des königlichen Hauses selbst, jedoch nur vor den
Ministern, Generalen und Oberchargen aufgeführt. Die Ver-
fasserin gab die Titelrolle. Aber mitten unter den Zurüstun-
gen zu einer neuen Oper Leucippo wurde Friedrich August vom
Schlage serührt und starb am 5. October 1763. Von funfzehn Kin-
dern überlebten ihn nur fünf Söhne und fünf Töchter, die den Titel
1) Abgedruckt in Büschings Magazin XI, 3—8. Ferber, p. 6.—
Friedrich d. Gr. an Prinz Heinrich, den 24. Februar 1763: „3 peine n##s
(runsen ont elles quitte len villen, duc les Commissairen anson y
vont entres avec des ausignations et des ordres de payer; cette con-
duite inhumninc est certainement avnntageuse pour nous car la misere
obligern beaucoup de ces peuples à se rélugier ailleun.“ v. Schöning
III, 539. «
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