40 Angusts kirchliche Stellung.
logische Richtung sich seit 1548, anfangs von Magdeburg, dann
von Jena aus eine Partei erheben konnte, die, von Flacius
geführt, mit krankhafter Einseitigkeit sich an Luthers Namen
und Worte anklammerte und Melauchthons Auctorität dadurch
zu stürzen suchte, daß sie seine Lehre als eine Verfälschung der
lutherischen darstellte 1).
Welche eigenthümliche Färbung dieser kirchliche Zwiespalt
gerade in dem Lande, welches stolz war, die Wlege der Re-
formation zu heißen, durch die feindselige Stimmung zwischen
den beiden Linien des Hauses Wettin erhielt, haben wir schon
oben wiederholt zu bemerken gehabt. Als damals mehrere der
angesehensten und trefflichsten protestantischen Fürsten, Landgraf
Wilhelm von Hessen, Kurfürst Friedrich von der Pfalz, Herzog
Christoph von Würtemberg, durchdrungen von der Nothwen-
digkeit, die Einheit der evangelischen Kirche zu retten, sich
ernstlich um einen Ausgleich der ausgebrochenen Meinungs-
differenzen bemühten, scheiterten ihre Versuche weniger an einer
inneren Unmöglichkeit als an der Haltung des Kurfürsten
August, der, ohne sich denselben förmlich zu entziehen, doch
Überall seine Sonderinteressen den allgemeinen der Kirche vor-
anstellte und dadurch die Kluft immer breiter machen half.
Während noch der frankfurter Neceß eine Basis zu schaffen
suchte, auf welche sich die Glaubenseinigkeit der Evangelischen
gründen lasse, begann schon mit dem Zerwürfnuiß auf dem
naumburger Convent die Sonderung der deutschen Kirche in
eine lutherische und eine reformirte. Neben der Eifersucht auf
die Pfalz war der Umstand, daß Augusts politische Rivalen
in Weimar sich zu Vertretern des orthodoxen Lutherthums
aufwarfen, der Grund, weöhalb er sich so fest an das katholische
Kaiserhaus anschloß und sich dadurch den protestautischen In-
teressen in demselben Maße, entfremdete, als in Wien der Ein-
fluß der Jesuiten mehr und mehr die Oberhand gewann, der
Grund auch, weshalb er als Schirmherr des Philippismus
auftrat, dessen feste Burg die Universität Wittenberg war.
1) Menzel, Neuere Geschichte der Deutschen IV, 114 ff. Heppe
a. a. O. I, 89.