Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Die Universitäten. 517 
hiesige Universität eine Art universeller Bedeutung, wie sie da- 
mals keine andere in Deutschland besaß, sie war die einzige, 
wo sich allgemeine Bildung erwerben ließ, und wie sich die 
Stadt durch die Feinheit und Geschliffenheit ihres gesellschaft- 
lichen Tons hervorthat, so war auch ihre Universität ganz 
eigentlich die der vornehmen Welt 1½), der auf ihr herrschende 
Ton gesitteter, die Mißbräuche des Studentenlebens geringer 
als anderwärts; daher auch Wittenberg, zumal dieses durch 
den Krieg weit schwerer zu leiden hatte und beispielsweise 1761 
nur 48 Studenten zählte, von Leipzig in jeder Beziehung in 
Schatten gestellt wurde. 
Die einzelnen Facultäten beider Universitäten besaßen un- 
streitig manche tüchtige Vertreter ihrer Wissenschaften, so daß 
sie den Studirenden eine ansehnliche Fülle Lehrstoffs zu bieten 
vermochten 7). Zu den Juristen, bei denen jetzt eine Sonderung 
der einzelnen Rechtsdisciplinen Eingang zu finden anfing, ge- 
hörten in Wittenberg H. v. Berger, J. B. v. Wernher, 
A. v. Leyser, in Leipzig J. A. Bach und vor allen K. F. 
Hommel, der die Ansichten des Thomasius im peinlichen Rechte 
zur Geltung zu bringen suchte; als Mediziner wirkten eben- 
daselbst neben J. E. Hebenstreit A. Fr. Walther, Chr. G. Ludwig 
Veränderung und Wachsthum der Wisseuschaften (1740—1757), die Mis- 
cellanea lpsiensia nova (1742—1754), das Neueste aus der anmuthigen 
Gelehrsamkeit (1751—1763), die Bibliothek der schönen Wissenschaften 
und freien Künste (1757-— 1765) hinzu; von diesen traten hier Buddens' 
Allgemeines historisches Lerikon (1722), Th. Jablonski's Allgemeines 
Lexikon der Künste und Wissenschaften (1721), Frankensteins, Longolius 
und Ludovici's großes (zedlersches) Universallexikon und Ch. G. Jöchers, 
von Lessing, Adelung und Rotermund ergänztes Gelehrtenlexikon aus Licht. 
1) Dennoch war die äußere Ausstattung in vielen Stücken noch sehr 
ärmlich; die Anditorien waren nicht immer heizbar. Noch 1742 klagten 
die leipziger Studenten, daß Dr. Deyling im Winter in einer filnstern 
und kleinen Stube unter dem Dache lese, da ctwa ihrer 6—8 schen 
könnten, die andern im Dunkeln und doch in der Kälte bei ofsenen Thüren 
sähßen. Tholuck, Akad. Leben des 18. Jahrh., S. 135. 
2) Vergl. das Verzeichniß der von den ordentl. Professoren in Leipzig 
1746 gehaltenen Vorlesungen bei Danzel, Lessing (1849) I, 53.
	        
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