518 Geistiges Leben unter Friedrich August II.
und J. Z. Platner, als Mathematiker Chr. A. Hausen,
A. G. Kästner, der Epigrammatiker, und seit dessen über-
siedelung nach Göttingen 1756 G. Heinsius. Die Theologie
besaß zwar an den beiden leipziger Superintendenten Sal.
Deyling (st. 1755) und J. Fr. Bahrdt (st. 1775) fowie an
Ad. Bernd, Prediger an der Peterskirche, gefeierte Kanzel-
redner; zu einem selbstthätigen Eingreifen in die Entwicklung
dieser Wissenschaft aber erhob sich Leipzig jetzt so wenig wie
früher, sondern begnügte sich das von der theologischen Schwester
zu Wittenberg vorgezeichnete Gleis der Orthodoxie getreulich
einzuhalten; wohl aber erfuhr die Theologie hier von außen
her und zwar von zwei Seiten Anregungen, die für ihre ganze
Weiterentwickelung bestimmend wurden. Die eine ging, wie
anderwärts, von der leibnitz= wolfschen Philosophie aus, die
nicht nur von den sächsischen Kanzeln Besitz zu ergreifen anfing,
sondern auch an der Universität Vertreter und eifrige Ver-
theidiger fand, so an J. G. Winkler, Prof. der classischen
Sprachen und 1750 der Physik, wogegen der Philosoph Ch.
A. Crusius sie als ver Tugend und Religion gefährlich dadurch
zu bekämpfen suchte, daß er ihr sein eigenes System entgegen-
stellte, das jedoch, ohne einen einzigen namhaften Philosophen
gebildet zu haben, noch bei Lebzeiten seines Urhebers wieder
verschwand. Auch J. Chr. Gottsched, der um der preußischen
Muskete zu entgehen 1724 von Königsberg nach Leipzig über-
siedelte, 1730 eine außerordentliche, 1734 die ordentliche Pro-
fessur der Logik und Metaphysik erhielt, trat zunächst als
Apostel der wolfschen Philosophie auf, zog sich aber durch seine
Vorlesungen über Leibnitz' Theodice und, weil er in seiner
Redekunst die Homiletik herabgesetzt habe, auf die Denunciation
seines Collegen Kapp eine Rüge des Oberconsistoriums und
eine Vorladung vor dasselbe zu, worauf er sich anheischig machte
nicht nur die nächste Auflage seiner Redekunst der Censur des
theologischen Dekans zu unterwerfen, sondern auch in einem
Programm die ausdrückliche Erklärung zu geben, „daß die
Homiletik den Studenten der Theologie doch nützlich und nöthig
sei, wenn sie gleich die weltliche Redekunst gelernt“. Auch