Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

520 Geistiges Leben unter Friedrich August II. 
Anregung, selbst Oeser hielt ihn hoch. Endlich darf neben 
Ernesti und Christ der Name des verdienten J. J. Reiske, 
1748 Professors des Arabischen und 1758 Rectors der Nicolai- 
schule, nicht fehlen. 
Mochte demnach auch Leipzig in einzelnen Fächern von 
dieser oder jener Universität übertroffen werden, so trat doch 
auf keiner zweiten die allgemein wissenschaftliche Thätigkeit so 
sehr vor der Fachgelehrsamkeit in den Vordergrund, so herrschte 
doch auf keiner eine solche durch äußere Verhältnisse unterstützte 
Vielseitigkeit wie hier. Und dadurch eben konnte es geschehen, 
daß von Leipzig die große Reformation der deutschen Sprache 
und Literatur ausging, mit welcher die moderne Kulturepoche 
unserer Nation anhebt. Wie Deutschland im 16. Jahrhundert 
von Wittenberg aus für die Reformation, so wurde es im 18ten 
von Leipzig aus für die Literatur angeregt und es ist den 
Sachsen wohl der Stolz zu gönnen, daß die vorwaltende Be- 
deutung, welche ihr Staat durch den Gang der Ereignisse und 
die Schuld seiner Lenker im Verlaufe der letzten Jahrhunderte 
eingebüßt hatte, durch das Volk selbst auf anderem Gebiete zu- 
rückerobert wurde. Der Bedzinn dieser großen Erneuerung 
knüpft an Gottscheds viel geschmäheten Namen an. Hier am 
Sitze des deutschen Buchhandels, der ihm die Gesamtanschauung 
des deutschen Sprachwesens eröffnete, im Verkehr mit dem 
vielseitgen B. Mencke und dessen reichhaltiger Bibliothek ging 
dem gelehrten, klug specnlirenden und nach Ruhm dürstenden 
Manne zuerst die Idee einer deutschen Gesamtliteratur auf, 
hier fand er alle Mittel beisammen, um die Einheit derselben 
zu begründen. Mit großem Geschick wußte er sich die damals 
berrschende Mode der gelehrten Gesellschaften und Akademien 
dienstbar zu machen, indem er die Deutschübende poctische Ge- 
sellschaft, die bisher nur locale Bedeutung gehabt hatte, 1727 
zur Deutschen Gesellschaft umgestaltete, als Senior an ihre 
Spitze trat, sie durch Aufnahme auswärtiger, namentlich vor- 
nehmer und angesehener Mitglieder zur Ebenbürtigkeit mit 
ähnlichen, der Ausbildung der Muttersprache gewidmeten Ver- 
einen erhob und durch Anknüpfung zahlreicher Verbindungen
	        
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