524 Geistiges Leben unter Friedrich Angust II.
durch Angabe einer zweckmäßigeren statt der bisher üblichen
länglichen Form, nämlich der seitdem allgemein gebräuchlichen
halbrunden für den Umbau des Theaters in Quandts Hof
verdient machte. Trotzdem emancipirte sich auch Koch von
seiner Herrschaft, indem er 1752 zu Gottscheds bitterem Ver-
druß die von Chr. Fel. Weiße (geb. zu Annaberg 1726, st.
als Kreissteuereinnehmer 1804) aus dem Englischen übersetzte
und von Standfuß componirte Operette „der Teufel ist los“
auf die Bühne brachte. Daß Gottsched angesichts des tollen,
nur auf Sinnenkitzel berechneten Prunks, mit welchem die hasse-
schen Opern in Dresden in Scene gesetzt wurden, die Oper
bekämpfte, hatte unstreitig seine Berechtigung, daß er aber
Weiße deshalb in einem fehlerhaft geschriebenen französischen
Briefe bei dem Directeur des plaisirs in Dresden verklagte,
trug ihm nur neue Verspottung und von Nost einen zweiten
satirischen Ausfall ein, was ihm dann alle weitere unmittelbare
Betheiligung an der Bühne verleidet zu haben scheint 1). Weit
trauriger endete die Neuberin. Nach ihrem Bruch mit Gott-
sched und nach Auflösung ihrer Truppe hatte sie zwar 1744
eine neue geworben, mit der sie hauptsächlich die Stücke der
Gottsched ebenfalls abtrünnig gewordenen jüngeren Antoren
(1747 Lessings „Jungen Gelehrten“) zur Aufführung brachte,
bis sie durch Intriguen verdrängt und finanziell ruinirt 1750
auch diese auflösen mußte, worauf sie vergessen und verarmt
den Rest ihrer Tage in Dresden verbrachte und 1760 in tiefer
Dürftigkeit zu Laubegast starb ?.
Von Gottscheds früheren Anhängern hatte bereits der
größte und gerade der beste Theil ihm den Rücken gewendet,
diesenigen nämlich, die, aufangs größtentheils Mitarbeiter an
den von seinem getreuen Schildknappen Schwabe herausgegebenen
Belustigungen des Verstandes und Witzes, sich nachber zur Be-
gründung einer neuen Zeitschrift, der Neuen, von dem Ver-
1) Danzel, Gottsched und seine Zeit. — Derselbe, Lessing 1,
103 ff. — Fürstenau a. a. O. — Devrient, Geschichte der deutschen
Schauspielkunst (1848) II, 1 ff.
2) 1776 wurde ihr daselbst ein kleines Deukmal gesetzt.