Die Literatur; die katholische Kirche. 529
erhielt 1751 einen Begräbnißplatz am Orte selbst. Auf dieser
zur allgemeinen Losung gewordenen Toleranz gegen Anders-
denkende basirte auch dic zu Anfang des Jahrhunderts von
England nach Deutschland gekommene Freimaurerei; 1738
stiftete Rutowski die erste Loge in Dresden, 1741 entstand
die Loge Apollo in Leipzig. Daß die königliche Kunst eine tiefer
gehende Wirkung nicht gehabt, belegt der eine Umstand, daß
ein Brühl Meister vom Stuhle war. Auch die katholische
Kirche versäumte nicht von dieser Wandelung des Zeitgeistes
Nutzen zu ziehen; von einer Summe, welche August der Starke
letztwillig zu einer landesherrlichen milden Stiftung angewiesen
haben sollte, gründete der König auf Anrathen seines Beicht-
vaters, des Jesuiten Liegeritz, in Annaburg eine Erziehungs-
anstalt für Soldatenknaben, die erste paritätische Anstalt der
Erblande, worauf die bigotte und gegen ihre Kirche sehr frei-
gebige Königin das Josephinenstift in Dresden, die erste rein
katholische Stiftung in Sachsen seit der Reformation, errichtete;
die gemischten Ehepaare wurden katholischen Eltern gleichgestellt
und 1735 verboten, den katholischen Geistlichen in Taufung
der von denselben geborenen Kinder Hinderniß zu machen;
der Verweisung des evangelischen Hofgottesdienstes aus der Ka-
pelle im Schlosse, deren man angeblich zu anderen Zwecken
benöthigt sei, 1737, in die Sophienkirche, folgte die Erbauung
der katholischen Hofkirche, deren Grundstein man noch in aller
Stille legte, deren Einweihung aber, behufs deren der Decan
des bautzner Kapitels vom Pabste zum Bischof in partibus
ernannt wurde, bereits mit allem Pompe geschah. Aber die
confessionelle Gleichgiltigkeit, welche derartige Weitergriffe ge-
lingen ließ, benahm ihnen zugleich wieder jede nachhaltige
Wirkung, der ohnehin die ganze veränderte Zeitlage ent-
gegenstand.
Doch soll von dieser Zeit nicht geschieden werden, ohne
einer Erscheinung Erwähnung gethau zu haben, die noch heute
Anlaß ist, daß Männer in Ostindien wie in Nordamerika, in
Grönland wie am Cap der guten Hoffnung auf einige wenige
Niederlassungen in dem kleinen Sachsen als ihre stille Wiege und
ttiger, Gelchichte Sachsens. z. Nufl. Il. 34 ·