Brühls Ende. 585
welche verhaftet wurden; da sie aber Zeit gehabt hatten die
compromittirenden Papiere bei Seite zu schaffen und nun alle
Schuld auf den verstorbenen Minister wälzten, so wurden die
beiden ersteren bald wieder in Freiheit gesetzt und nur dem
letzten der Criminalprozeß gemacht, gegen jene nur die Civil-
klage erhoben. Gleichzeitig wurde eine ständische Commission
mit der Untersuchung von Brühls Verwaltung und mit Prüfung
der Steuerrechnungen beauftragt and diese stellte ohne Rück-
sicht auf die schriftliche Zusicherung, die sich der Premier von
dem verstorbenen Kurfürsten hatte ertheilen lassen, daß seine
Erben mit Versiegelung und Untersuchung der Papiere ver-
schont bleiben sollten, den Antrag, dieselben für das vorhandene
Deficit verantwortlich zu machen. Nach achtmonatlicher An-
strengung, Licht in das Wirrsal der brühlschen Finanzwirth-
schaft zu bringen, gelangte sie zu dem Ergebniß, daß Brühl
4,731456 Thaler aus den öffentlichen Kassen veruntreut und
an Zinsen und Schuldscheinen 579697 Thaler unterschlagen
habe; darauf hin beschloß das Geheime Conseil gegen Brühls
Erben die Civilklage anzustellen, einstweilen aber seine Hinter-
lassenschaft uuter Sequester zu nehmen; doch fanden jene unter
der Administration des Prinzen Kaver Mittel und Wege, die
Aufhebung des Sequesters und die Einstellung aller weiteren
Verfolgung gegen die Finanzverwaltung des Verstorbenen zu
erreichen; doch ging der größte Theil des Vermögens für die
Befriedigung der Gläubiger drauf. Seine Bibliothek ver-
kauften die Erben 1768 um 50000 Thaler an die Regierung,
die Gemäldegallerie erwarb die Kaiserin Katharina.
Die kaum überstandene Mißwirthschaft und ihre traurigen
Folgen standen noch zu nahe vor Augen, als daß nicht gerade
sie die Einsicht in die nothwendigen Heilmittel geschärft haben
sollten. Vor allem hörte die Würde eines Premierministers
auf; das Geheime Kabinet wurde wieder in seine drei Fächer,
das Domestique-, das Etranger-Departement und die Militär-
sachen getheilt, vorläufig aber nur aus zwei Staatssecretären,
dem bisherigen Gesandten in Wien, Grafen K. G. Flemming
für das Außere und die Armeecommandosachen, dem Grafen