Die Steuerkreditkasse. 637
sahr im Verzuge war, so erklärten sich die Stände unterm
28. September unerwartet des genaueren, erst aus den Be-
richten der einzelnen Kassenbeamten zusammenzustellenden Aus-
weises zur Übernahme der Steuerschuld unter Reduction der
Zinsen von 5 auf 3% bereit und bewilligten zur Verzinsung
und Tilgung derselben und zur Wiedererstattung der in die
Steuer eingelieferten gerichtlichen Depositen aus den sichersten
und bereitesten Einkünften jährlich 1,100000 Thaler unter der
Bediugung, daß die Stenerschuld nicht vermehrt, den Ständen
auf jedem Landtage die Berechnung der Einnahme und Aus-
gabe vorgelegt und der Tilgungsfond von je sieben Deputirten
der Ritterschaft und der sieben Kreisstädte verwaltet werde.
Demgemäß wurde laut ständischer Bekanntmachung vom 10. Octo-
ber 1763 zu Leipzig eine Steuercreditkasse errichtet, welche die
Steuerscheine gegen landschaftliche Obligationen umtauschte und
die Messe zu Messe davon entsprechend dem Betrage der dis-
ponibeln Tilgungssumme ausgeloosten ein halbes Jahr darauf
auszahlte, wobei mit des Kurfürsten Genehmigung die der
Kammer gehörigen Steuerscheine vorbehältlich ihrer Verzinsung
und dereinstigen Tilgung von der jährlichen Verlosung weg-
blieben. Auf diese Weise waren bis zum Jahre 1807 19
Millionen abgezahlt und die sächsischen Staatspapiere, die 1756
gar keinen Kurs gehabt hatten, standen 1769 bereits auf 65,
1789 aber auf, ja über pari 1). Außer der TLilgung der
Steuerschulden beschränkte man die diesmal verwilligten Steuern
auf die Erhaltung der Miliz, der Landescollegien und der Ge-
sandtschaften, bedachte jedoch die durch die Zinsenreduction am
härtesten betroffenen unter den frommen Stiftungen mit jährlich
8000 Thalern und hob die gehässige Vermögenssteuer auf. Das
Postulat für die Armee wurde auf die Vorstellungen der
Stände von 1,673333 Thalern auf eine Million herabgesetzt,
und auf weitere Bitte derselben übernahm nicht nur der Kurfürst
1) Üüber den angeblichen Verfall des Nahrungsstandes in Kursachsen
bei Kanzler u. Meihner, Für ältere Literatur und neuere Lecture
II, 2. 1. Heft, S. 1 ff.