Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1764 
542 Der Administrator Prinz Kaver. 
Kurfürstin -Mutter dahin, daß ihr die Erziehung ihrer Kinder, 
ihm die Vormundschaft über dieselben vorbehalten blieb; die 
Regierung sollten beide conjunctim in interno führen, die 
Ausfertigungen in seinem Namen geschehen; wie bisher sollte die 
Kurfürstin den Ministerconferenzen beiwohnen dürfen, die 
Direction des Finanz= und Kassenwesens behalten und eine 
monatliche Apanage von 3000 Thalern nebst Unterhalt ihrer 
Tafel, Hofwirthschaft und Bedienung beziehen. Allein gerade 
der bedeutende Einfluß, der dadurch der Kurfürstin auf die 
Regierungsgeschäfte eingeräumt war, wurde bei ihrem zu Über- 
griffen und Intrignen neigendem Naturell die Quelle von Miß- 
helligkeiten und erzeugte zwischen ihr, ihrem Schwager und 
ihren Schwägerinnen eine auch noch durch Zuträgereien von 
anderer Seite her vermehrte Spannung, welche sie veranlaßte, 
sich noch vor Eintritt der Volljährigkeit ihres Sohnes von der 
Theilnahme an der Regierung zurückinziehen. 
Mit einer Art von zwingender Nothwendigkeit war dem 
Administrator seine Aufgabe dahin vorgezeichnet, daß er die in 
der kurzen Regierungszeit seines Vorgängers gemachten Anfänge 
weiterzuentwickeln, Vieles, was erst als Princip aufgestellt war, 
in die Praxis einzuführen hatte. In der That läßt sich auch 
den ersten Jahren seiner Regentschaft die Anerkennung nicht 
versagen, daß er seiner bei den üblichen Verfassungs= und Re- 
ligionsversicherungen abgegebenen Erklärung, im Sinne seines 
Bruders die Verwaltung fortsetzen zu wollen, getreulich nach- 
kam, dem tief zerrütteten Lande Sorgfalt und Schonung be- 
wies und den tüchtigen Männern, welche die schwere Last der 
Reorganisation auf ihre Schultern genommen hatten, fördernd 
und mit Einsicht zur Seite stand. Allerdings verlor auch er 
keine Zeit sich um die polnische Krone zu bemühen, zweifelhaft 
nur, ob für sich selbst, ob für seinen Bruder Karl, den ent- 
thronten Herzog von Kurland; da aber Katharina II. und 
Friedrich II. bereits am 11. April 1764 übereinkamen nur 
die Wahl eines Piasten zu dulden, da Maria Theresia sich in 
dieser Frage neutral erklärte, Spanien die erbetenen Subsidien 
abschlug und der König von Frankreich sich entschuldigte, daß
	        
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