Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

548 Der Administrator Prinz Laver. 
ganzen Einrichtung mehr der Gedanke, mit dem Sachsen den 
meisten Staaten Europas voranging, als die Ausführung zu 
loben 1). 
Ebensowenig fand man gleich den richtigen Weg um den 
schwer daniederliegenden Handel wiederemporzubringen; er er- 
mangelte eines brauchbaren Geldes, welches erst nach und nach 
geschlagen und gegen das schlechtere vertauscht werden konnte, 
des Kapitals, des Credits und selbst fahrbarer Straßen, da 
diese fast ganz von neuem wieder gebant werden mußten; allein 
da der Landesherr hierzu von den Unterthauen der Vasallen 
keine Frohnden verlangen konnte, so hätte alles durch bezahlte 
Arbeiter geschehen müssen, bei deren Mangel man genöthigt 
war sich auf das Unumgängliche zu beschränken. Man berief 
auf Kosten der Kammer einen Ingenieur aus Würtemberg und 
machte mit einer Hauptstraße wenigstens den Anfang, hoffend, 
dadurch die Nacheiferung der Vasallen zu erwecken, und die 
Stände bewilligten 1766 außerordentliche Spann= und Hand- 
tage zur Instandsetzung der Landstraßen. Ein harter Schlag 
war es für den sächsischen Handel, als kurz nach dem hubertus- 
burger Frieden Osterreich und Preußen ihre Grenzen gegen 
die Einfuhr sächsischer Fabrikate und Produkte schlossen und 
der Administrator sich dadurch zu Retorsionsmaßregeln verleiten 
ließ, die bei der Lage und dem geringen Umfange Sachsens 
das Übel nur vermehrten und zur Folge hatten, daß jene bis- 
her nur wenig beobachtete Sperrung nun mit größerer Strenge 
gehandhabt wurde, Nachtheile, gegen welche auch die durch die 
Kurfürstin-Mutter persönlich angebahnte und am 18. Juni 
1766 zu Halle mit Preußen abgeschlossene Convention über 
Erleichterung des Handels auf den Messen beider Staaten 
keinen Schutz gewährte 2). Auch die Wollausfuhr in die Län- 
der, die sie gleichfalls verboten hatten, wurde untersagt, obwohl 
1) Cod. Aug. Cont. 1, 254 u. 875. Gretschel III, 181. — 
Eine lbersicht der von ihr geleisteten Zahlungen, von 1764 bis Mitte 
1827 über 2½⅛ Millionen Thaler, bei Pölitz, Die Regierung Friedrich 
Augusts, Königs von Sachsen (1830) II, 395. 
2) Fréderic lo (r., Oeures (8°9) XXIV, 98. 101. 103. 105.
	        
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