Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

664 Kurfürst Friedrich August III. 
sicht, welche ihr Sohn nie aufhörte ihr zu erweisen, eine Ver- 
stimmung erzeugen, die durch die wachsende Zerrüttung ihrer 
finanziellen Verhältnisse nur noch vermehrt wurde. Zwar hatte 
der Kurfürst bald nach erlangter Mündigkeit als Beweis seiner 
Dankbarkeit ihre Apanage auf 130000 Thaler einschließlich 
aller übrigen Gebührnisse erhöht 1), aber durch ihren Trieb 
nach- Thätigkeit und die Hoffuung auf Gewinn ließ sie sich zu 
allerhand Speculationen und industriellen Unternehmungen ver- 
leiten, welche die in diesen Dingen gänzlich Unerfahrenc in die 
Hände betrügerischer Geschäftsführer lieferte und ihr solche 
Verluste zuzog, daß sie, die mit so viel Geschick an der Ord- 
nung der Staatsfinanzen gearbeitet hatte, aber von der Kunst 
für sich hauszuhalten sehr wenig verstand, in eine wachsende 
Schuldenlast'gerieth. Dies alles zusammengenommen verleidete 
ihr den Aufenthalt in Sachsen so, daß sie den lebhaften Wunsch 
faßte, nach Italien, dem Lande ihrer Sehnsucht, überzusiedeln, 
nur stand der Ausführung die Besorgniß, daß sie dadurch eines 
Theils ihrer Apanage verlustig gehen könne, und der Geldmangel 
hindernd entgegen. Sie beauftragte deshalb insgeheim einen 
ihrer Vertrauten, den Legationsrath Hewald, die ihr noch ver- 
bliebenen sächsischen Kammercreditscheine in Rom zu verpfänden, 
um mit dem Erlös ihre in Genua und Holland verpfändeten 
Juwelen einlösen und dann ebenfalls in Nom, wo man nie- 
drigere Zinsen nahm, wieder versetzen zu können. Der Versuch 
mißlang, und sie kehrte Juni 1773 in das ihr verhaßt gewordene 
Dresden zurück, aber hur um es schon im nächsten April wieder 
zu verlassen und sich auf längere Zeit nach München zu be- 
geben, theils, wie sie angab, weil ihre zerrütteten Vermögens- 
verhältuisse ihr den für sie als Kurfürstin-Mutter in Dresden 
unvermeidlichen Aufwand nicht gestatteten, theils weil sie bei 
dem bevorstehenden Erlöschen des bairischen Kurhauses sich aus 
den münchner Archiven die zur Feststellung ihrer Anrechte an 
1) Daß sie, wie Gretschel III, 194 angibt, aus ihres Gatten 
Nachlaß außer beträchtlichen Pretiosen 500000 Thaler erhalten habe, ist 
wenigstens nicht aktenmäßig nachzuweisen. v. Weber I, 207.
	        
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