46 Consensus Dresdensis.
werdung Christi der wahren christlichen Kirchen Grundvest“; aber
doch war er so weit davon entfernt, ihnen seine Gunst zu ent-
ziehen, daß nicht nur die Prediger in den Amtern Arnstein, Sit-
tichenbach und Heldrungen, welche sich nicht zur Grundveste be-
kennen wollten, ihre Kmter aufzugeben gensthigt wurden, sondern
daß er Peucer, seinen Erzcalvinisten, wie er ihn scherzweise
nannte, nach Stolpen lud, Pathenstelle bei seinem jüngstgeborenen
Prinzen zu vertreten. Um aber ein für alle Mal den gehässigen
Angriffen auf die ihm persönlich wie politisch so sehr am Her-
zen liegende Orthodoxie Kursachsens ein Ziel zu setzen, berief
er im October 1571 die Theologen von Wittenberg und veip-
zig sammt den Superintendenten des Landes nach Dresden,
damit sie ihm „„ein gut lutherisch Zeugniß"“ ablegten. Sie
thaten dies in dem Consensus Dresdensis (10. October), der
aber auch nur die Schwierigkeit umging, indem er einerseits
zwar die philippistische Doctrin mit aller Entschiedenheit vor-
trug, sie aber doch anderseits als Weiterentwickelung der lu-
therischen darstellte. Eine lutherische Orthodoxie freilich, so
einfach und so bestimmt wie sie sich August dachte, existirte
überhaupt gar nicht mehr; denn waren die Philippisten über
Luther hinausgegangen, so beruhte nicht minder der Ubiquitis-
mus auf einer willkürlichen Auslegung seiner Lehre. Für den
Angenblick erreichte aber der Consensus seinen Zweck, den Kur-
fürsten zu beruhigen, vollständig; er befahl sogar nunmehr den
wittenberger Katechismus ins Deutsche zu übersetzen. Wie
sehr mußte es ihn aber da befremden, als die Kurpfälzer den
Consensus freudig als eine Zustimmung zu ihrem Bekenntniß
begrüßten! Sein kaum beschwichtigter Argwohn erwachte von
neuem; er bekahl seinen Theologen den Unterschied zwischen
ihrer Meinung und dem heidelberger Katechismus kurz ab-
zufassen.
Wollten die Wittenberger aufrichtig sein, so mußten sie
jetzt die Richtigkeit jener Behauptung unumwunden zugestehen.
Aber wie früher, so mangelte ihnen auch jetzt der Muth der
Überzeugung. Auf der einen Seite durch den Gegensatz gegen
den Flacianismus gedrängt, ihre unhaltbare Mittelstellung mit