568 Kurfürst Friedrich August III.
Schritte vor ihrem Sohne zu verbergen, so gerieth sie durch
diesen Vorfall in nicht geringe Bestürzung; voll Furcht sich
bloßgestellt zu sehen fügte sie der Meldung des Geschehenen
an ihren Sohn die dringende Bitte bei sich Andollo's und seiner
Papiere, jedoch ohne Einmischung des Kabiuets, zu versichern.
Auf ihren Wunsch schickte der Kurfürst, der bereits auf nicht
weiter zu ermittelnde Weise in den Besitz der entwendeten
Papiere gelangt war, 19. August den Geheimenrath v. Zehmen
nach München, um Hewald zu verhaften und dadurch die auch
zu Agdollo's Verhaftung erforderlichen Beweismittel zu erlaugen.
Aber Hewald hatte unterdessen unter geheimer Beihilfe der
Kurfürstin selbst die Flucht ergriffen; wahrscheinlich hoffte sie
durch das Verschwinden dieses Mannes den Faden zu durch-
schneiden, der Unberufene in das Labyrinth ihrer geheimen
Pläne und Unterhandlungen eingeführt haben würde. Erst am
16. September wurde Agdollo, welchem das ihn bedrohende
Ungewitter keineswegs unbekannt geblieben war, auf Special-
befehl des Kurfürsten, jedoch ohne Concurrenz des Ministeriums,
der Polizei oder Criminalbehörde verhaftet, auf den Königstein
gebracht und von jeder Communication mit der Außenwelt auf
das strengste ferugehalten. Gegen seine Gewohnheit blieb der
Kurfürst in der Nacht wach, bis er die Nachricht von der ge-
schehenen Verhaftung erhielt. Agdollo's Schuld bestand vielleicht
détient encore et probublement pour toute sa vie, Ie commandant de
la forteresse répondant sur son honneur et sur sa téte de la süreté
du prisonnier. Ciest ninsi du'nvorta cctte machination inouic.“ Nach
dem bereilts von Bülau in der Fortsetzung von Gretschels Geschichte
III, 227 und in den Geheimen Geschichten und räthselhaften Menschen
1 (1850), S. 227 die Grundlosigkeit dieser widersinnigen Auschuldigungen
nachgewiesen worden war, hat v. Weber a. a. O. II, 75 ff. die völlige
Haltlosigkeit derselben aufgedeckt und auf Grund des leider nur sehr
lückenhaft vorhandenen urkundlichen Materials theils den wahren Sach-
verhalt hergestellt, theils wenigstens durch geschickte Combination den
wahrscheinlichen Zusammenhang nachgewiesen. Die Entstebung jener ent-
stellenden Gerüchte glaubt derselbe hauptsächlich auf die Gräsin Nutowska.
zurückführen zu müssen, in deren Interesse es lag, um Agdollo zu ent-
schuldigen, Maria Antonia in cin möglichst ungünstiges Licht zu setzen.