Der Fürstendund. 583
sich erhob, um Osterreich den Weg zu vertreten, gewannen diese
Regungen praktische Bedeutung. Da er, um sich der Isolirung,
in die er gerathen, zu entreißen, weder auf das durch den
nordamerikanischen Krieg erschöpfte England, noch auf das
innerlich zerrüttete Frankreich, noch endlich auch auf Rußland,
das im Begriff stand, sich auf Osterreichs Seite zu schlagen,
rechnen konnte, so blieb ihm als Stütze nur das deutsche Reich
Übrig und dadurch gelangte er seltsamerweise noch an seinem
Lebensabende dahin als Bewahrer der Reichsordnung aufzu-
treten, zu deren Zerrüttung niemand mehr beigetragen hatte,
als gerade er. Nach seines Ministers Hertzberg Ansicht sollte
sich Preußen vor allem der Zustimmung Hannovers und
Sachsens versichern, um im Vereine mit ihnen die Thätigkeit
des von Osterreich absichtlich lahm gelegten Reichstags neu zu
beleben, dann die Beschwerden gegen die kaiserliche Politik vor
denselben bringen und die Reform der Reichsinstitutionen ver-
langen und, falls, wie vorauszusehen, der Kaiser sich dem wider-
setze, zum Abschluß eines Bündnisses mit den mächtigsten und
zuverlässigsten Reichsfürsten schreiten, dem wohl der Beitritt
der kleineren folgen werde. Vor allem kam es daher darauf
an, ob bei jenen, namentlich bei Hannover und Sachsen, die-
selbe Bereitwilligkeit zur Theilnahme zu finden sein würde,
die man bei diesen voraussetzte. Der preußische Gesandte in
Dresden v. Alvensleben erhielt die Weisung, die Stimmung
des sächsischen Hofes zu sondiren, namentlich auch anzuklopfen,
ob sich vielleicht durch den Kurfürsten dessen Oheim, der Kur-
fürst von Trier, gewinnen lassen werde; seine ersten Eröffnungen
sollte er den Ministern v. Gutschmid und v. Löben machen,
von denen der Erstere dafür galt, daß er nicht bloß das be-
sondere Vertrauen des Kurfürsten sondern auch patriotischen
Sinn und Kenntuiß der Reichsverhältnisse besitze. Beide zeigten
sich den preußischen Anträgen nicht unzugänglich, obschon sie
den Bund auf eine Ernenerung der alten Erbverbrüderung
zwischen den Häusern Brandenburg, Sachsen und Hessen ein-
geschränkt zu sehen wünschten, der beizutreten vorläusig nur die
ernestinischen Herzöge, Braunschweig, Hannover und Hessen-