Der Fürstenbund. 587
der treibende, Sachsen in der Person seines Gesandten v. Zin-
zendorf der getriebene Theil. Der König zeigte, um nur den
Bund rasch zu Stande zu bringen, in allen Nebendingen die
größte Zuvorkommenheit; jeden Rangstreit schnitt er durch den
Vorschlag ab, die collegialische Ordnung der Kurfürsten bei-
zubehalten, daher Kursachsen allezeit zuerst gesetzt wurde und
nun auch den unberechtigten Wunsch Hannovers vor Preußen
genannt zu werden nicht unterstützte. Dennoch schritten die
Verhandlungen für des Königs Ungeduld viel zu langsam vor-
wärts, als Zinzendorf plötzlich Anfang Juli eine fünf= bis
sechstägige Frist verlangte, um neue Instructionen einzuholen.
Aber es vergingen fast vierzehn Tage, ohne daß dieselben ein-
trafen. Der König und seine Minister wurden besorgt, es
möchte den österreichischen Einflüsterungen schließlich doch gelungen
sein, den sächsischen Hof wankend zu machen. Allerdings hatte
in der Zwischenzeit v. Metzburg seine Vorstellungen erneuert,
war aber diesmal mit einer sonst in Dresden nicht gewohnten
Schärfe zurückgewiesen worden 1). Die eigentliche Ursache der
Verzögerung lag theils in einer augenblicklichen Abwesenheit
des Kurfürsten, theils in dem überaus langsamen Geschäfts-
gange am dresdner Hofe; am 16. Juli trafen endlich die so
sehnlich erwarteten Instructionen in Berlin ein. Bereitwillig
ging nun Preußen auf einige besondere Wünsche ein, die Sachsen
geltend machte. Zuerst, um aus Rücksicht ohne Zweifel auf
Osterreich auch den leisesten Schein zu vermeiden, als ob es
bei der Initiative zur Bildung der Union irgendwie betheiligt
gewesen, wünschte es ausdrücklich hervorgehoben zu sehen, daß
es von Preußen und Hanmover dazu eingeladen worden sei.
Da es ferner die Ausschließung der österreichischen Prinzen für
gesetzwidrig hielt, da dieselbe seinem Neutralitätssysteme zuwider
laufe, Sachsen auch seiner Lage nach ohne Einfluß auf die
bischöflichen Wahlen sei, so wurde dieselbe aus der Bundesacte
weggelassen und in eine Specialconvention zwischen Preußen
und Hannover verwiesen. Endlich begehrte Sachsen noch am
1) Schmidt a. a. O., S. 274.