Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

17900 
594 Kurfürst Friedrich August III. 
Nassau, als ungebetener und unwillkommener Gast außerdem 
der Graf von Artois in Begleitung Calonne's und des 
Marquis v. Bouillé. Der Kurfürst beschränkte sich ausschließlich 
auf seine Pflichten als Wirth, erfreute seine Gäste zu Pilluit 
und Dresden mit glänzenden Festen, blieb aber den Verhaud- 
lungen und den gefaßten Beschlüssen, folglich auch der am 27. 
August veröffentlichten Erklärung des Kaisers und des Königs 
gegen das revolutionäre Frankreich durchaus fern. Calonne 
erhielt von ihm auf seine zudringliche Bettelei 12000 Thaler 
für den Grafen von Artois, ebensoviel wie später der Graf 
von Provence, als er 1796 auf seiner Flucht eine Zeitlang 
zu Leipzig wohnte 1). 
Die gleiche Vorsicht, die Friedrich August hierbei bewies 
um nicht in Verwickelungen hineingezogen zu werden, die ihn 
und sein Land nicht unmittelbar berührten, leitete auch seine 
Schritte, als im Jahre 1790 plötzlich noch einmal das Phantom 
der polnischen Krone kurz, ebe es für immer zerrann, vor 
seinen Blicken auftauchte. Die Theilung von 1772 hatte den 
Abgrund gezeigt, an dessen Nand sich die polnische Nation 
durch eigene Schuld gebracht hatte. Wenn diese furchtbare 
Lehre keine verlorene gewesen war, wenn der Versuch gelingen 
sollte, die alte Parteiwuth und die chronisch gewordene, der 
Habgier der Nachbarn muthwillig in die Hände arbeitende 
Anarchie zu bannen und durch ein nach modernem Zuschnitt 
geordnetes Staatswesen zu ersetzen, so konnte kein Zeitpunkt 
dazu günstiger sein als der gegenwärtige. Rußland sowohl 
als Osterreich waren mit der Türkei, ersteres auch mit Schme- 
den in Krieg verwickelt; Preußen, das die Abtretung von 
Danzig und Thorn zu erlangen und Polen dem russischen Ein- 
flusse zu entreißen wünschte, warb um die Freundschaft der 
1) Kaiser Leopold gab vor der Abreise 1000 Ducaten an den Mi- 
nister Gutschmid, welche dieser beim dresdner Consistorium zu einem 
Stipendium für arme auf sächsischen Universitäten studirende Predigersöhne 
aus den österreichischen Staaten niederlegte. Hasche, Geschichte Dresdens 
b68.
	        
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