Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Das Anerbieten der polnischen Thronfolge. % 
Republik, mit der es sogar 29. März 1790 einen Allianz= 1½90 
tractat schloß. Aber die erhabene Aufgabe, die Wiedergeburt 
des bereits in Todeszuckungen sich windenden Staates zu be- 
werkstelligen, wurde in den Händen der Partei, die sich der- 
selben unterzog und die sich deshalb die patriotische nannte, in 
Wahrheit aber mit wenigen ehrenwerthen Ausnahmen kaum 
minder verworfen war als ihre Gegner, zu einer von feiler 
Selbstsucht gelenkten Intrigue herabgewürdigt. Daß durch Erb- 
lichmachung des Throns eine Hauptquelle der bisherigen übel 
verstopft werden würde, waren Alle überzeugt; da aber damit 
durchzudringen keine Aussicht vorhanden war, so richteten sie 
vor der Hand wenigstens ihr Augenmerk darauf, das Zwischen- 
reich nach dem Tode des Königs Stanislaus August mit der 
davon unzertrennlichen Verwirrung durch die noch bei dessen 
Lebzeiten vorzunehmende Ernennung eines Thronfolgers zu ver- 
meiden. In Erinnerung an die frühere Verbindung Sachsens 
mit Polen warf zu diesem Ende eine Partei, deren hervor- 
ragendste Häupter Rykinski, Bischof von Cujavien, der Con- 
föderationsmarschall Graf Malachowski und Graf Stan. Potocki 
waren und die solche Stärlke gewann, daß selbst der König sich 
bewogen fand, ihr beizutreten, ihre Augen auf den Kurfürsten 
von Sachsen. Friedrich August nahm die erste Kunde von 
ihrer Absicht, die schon im September 1788, und zwar durch 
eine vertrauliche Mittheilung des berliner Kabinets nach Dresden 
gelangte 1), mit großer Zurückhaltung auf. Die erniedrigende 
Rolle, welche damals ein König von Polen spielte, hatte wenig 
Verlockendes, die Uneigennützigkeit Preußens schien nicht unver- 
dächtig, die großen der Ausführung eines solchen Planes ent- 
gegenstthenden Schwierigkeiten waren augenfällig und der säch- 
sische Resident in Warschau v. Essen, ein scharfblickender Be- 
obachter der polnischen Zustände, versäumte keine Gelegenheit 
sie so nachdrücklich wie möglich hervorzuheben. 
Selbst die Gunst der Umstände, auf welche die Polen 
gerechnet hatten, schien rasch vorüberzugehen. Von England im 
1) Bericht Zinzendorfs vom 12. September. Dresdner Alchiv. 
38“.
	        
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