Reichsvicariat. Reichskrieg gegen Frankreich. 611
Frankreich, woher die revolutionäre Gährung immer stärker
über die Nachbargrenze hinüberfluthete.
3. Kursachsen während der Kriezze gegen Frankreich bis zum posener
Zum erstenmale nach nahezu vierzig Jahren entsagten die
beiden deutschen Großmächte ihrer Eifersucht um, gemeinschaftlich
ihre Waffen gegen das revolutionäre Frankreich zu kehren.
Aber der Feldzug, der die Revolution vernichten sollte, endigte
ohne militärische Resultate; er hinterließ nur die bittere Frucht
gegenseitiger Verstimmung zwischen den Verbündeten und er-
muthigte die Franzosen zu jenem Angriffe auf die Rheinlande,
der Mainz, das Bollwerk Deutschlands, auf so unrühmliche
Weise in Custine's Hände lieferte und den Reichstag doch
wenigstens so weit aus seiner Schläfrigkeit aufrüttelte, daß er,
unter Vorbehalt umständlicher Begutachtung der vom Kaiser
beantragten Kriegserklärung an die französische Republik, am
23. November zur schleunigen Befreiung der bedrängten Reichs-
kreise das Triplum auf das unverzüglichste ins Feld zu stellen
beschloß; es dauerte aber noch bis zum 22. März des folgen-
den Jahres, ehe der Reichskrieg wirklich beschlossen wurde, noch
weit länger, ehe die einzelnen Reichsstände ihre Contingente
zum Reichsheere stellten; manche dispensirten sich eigenmächtig
ganz davon. Die Unterhandlungen, welche zu Dresden wegen
des Kurfürsten von Sachsen Beitritt zum Bündniß vom
7. Februar mit Osterreich und Preußen gepflogen wurden,
blieben zwar ohne Resultat, dagegen ließ er in ehrlicher Er-
füllung seiner Reichsstandpflichten sein Contingent 6000 Mann
stark, die später sogar auf 10000 Mann vermehrt wurden,
bereits am 10. Februar unter dem Generalleutnant v. Lindt,
den dann zeitweise v. Zezschwitz ablöste, aufbrechen, um zu dem
Heere des Herzogs von Braunschweig zu stoßen. Mit Preußen
war deshalb am 7. Jannar 1793 eine Convention zu Berlin
abgeschlossen worden 1). Einen so unerfreulichen Gang dieser
1) Martenas, Recueil VI, 312.
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1793