618 Kurfürst Friedrich August III.
erste Mißerfolg reichte aus, um Preußen vorläufig zum Auf-
geben seines Unionsgedankens zu bringen 7).
Aber bereits im nächsten Jahre veränderte der Ausbruch
des zweiten Coalitionskrieges die Lage der Dinge. Nachdem
Preußen sich umsonst angestrengt hatte den Frieden zu erhalten,
griff es schließlich, unentschlossen zwischen den kämpfenden Par-
teien hin= und herschwankend, zu der gewöhnlichen Waffe der
Schwachen, der Neutralität. Indem es dadurch in diejenige
Bahn einlenkte, welche Sachsen seit den letzten Jahrzehnten
mit Vorliebe verfolgt hatte, kamen beide einander näher. Als
am 7. September 1805 der Minister Hardenberg dem kur-
sächsischen Geschäftsträger in Berlin, v. Helbig, und gleichzeitig
der preußische Gesandte v. Brockhausen zu Dresden die Er-
öffnung machte, daß der König zur Behauptung der Neutralität
des nördlichen Deutschlands ein Heer von 80000 Mann,
nöthigenfalls auch mehr aufstellen werde, erklärte der Kurfürst
sofort sein Einverständniß mit dieser Maßregel und seine Be-
reitwilligkeit zu einer näheren Verständigung mit Preußen.
Desgleichen sagte Kurhessen zu, das ebenfalls aufgeforderte
Dänemark dagegen' lehnte ab. Auch auf Preußens weitere
Aufrage (15. September), ob Sachsen nach einem richtigen
Verhältnisse zum Schutze Norddeutschlands mitzuwirken, ob
und in welcher Stärke es einen Heerestheil auf den Kriegsfuß
setzen wolle, der sogleich an der Stelle zusammengezogen werden
könne, wo es die Umstände verlangten, und welche Richtung
demselben zum künftigen Gebrauche angewiesen werden würde,
ließ der Kurfürst am 19. September durch seinen Gesandten,
den Grafen Schlitz genannt Görtz, in Berlin seine Bereitwillig-
keit, an dem Neutralitätssysteme des deutschen Nordens theil-
zunehmen, aussprechen und erbat sich nur nähere Auskunft
über Umfang und Theilnehmer der Neutralität sowie über
die eventuelle Bestimmung der sächsischen Truppen. Soweit
war man gekommen, als Preußen erst durch den von den Russen
geforderten Durchzug durch Schlesien, dann noch viel heftiger
durch die Verletzung des ansbachischen Gebiets seitens der zu
1) Häusser, Deutsche Geschichte, 3. Anfl. (1862) II, 495.