Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Inneres 17608—1806. 663 
ehrung des Volkes der Person des Kurfürsten zu, und, obgleich 
ihn die Steifheit seines Wesens und die Etikette, mit der er 
sich und seinen Hof so streng abschloß, daß z. B. kein Mit- 
glied der kurfürstlichen Familie es gewagt haben würde sich in 
den Straßen der Residenz zu Fuß zu zeigen, ihn nie zu einem 
wahrhaft volksthümlichen Fürsten haben werden lassen, so um- 
schlang doch Fürsten und Unterthanen das Band eines gegen- 
seitigen patriarchalischen Vertraucus. 
Soweit die damals noch ganz in der Wiege liegende 
Statistik 1) Aufschluß gibt, betrug das Areal sämtlicher kur- 
sächsischen Lande, in denen der Kurfürst wirkliche Landeshoheit 
und nicht bloß Oberlehnshoheit ausübte, ums Jahr 1770 714 ¼ 
□ Meilen, bewohnt nach einer Zählung von 1755 von 1,696026 
Menschen, die im Jahre 1772, wo die Bevölkerungsziffer am 
tiefsten stand, auf 1,632660 gesunken waren und sich 1785 auf 
1,945806 gehoben hatten. Sachsen besaß demnach eine größere 
Dichtigkeit der Bevölkerung als Preußen, wo man nur 1900, 
und als Hannover, wo man 1071 Menschen auf die Quadrat- 
meile rechnete. Seit 1764 wurden über die Geborenen, Ge- 
trauten und Gestorbenen Listen geführt, doch war die Statistik 
noch so unzuverlässig, daß man nicht einmal die Zahl der 
Städte genau kannte. Nach Canzler gab es 1786 275 Städte, 
welche ungefähr von dem vierten Theile der Gesamtbevölkerung 
bewohnt waren. Dresden sank nach dem Verschwinden des 
glänzenden Hoflebens von gegen 70000 auf ungefähr 45000 
Einwohner, wogegen in vielen Mittelstädten sich ein ziemlich 
rasches Wachsthum zeigte. Dörfer zählte man 6422, wovon 
2033 Amtsdörfer waren, 3387 den alten, 462 ½ den neuen 
Schriftsassen, 549 ½ den Amtssassen gehörten; die Zahl der 
Vorwerke und Freigüter betrug 508, die der alten Schrift- 
sassen 1469, der neuen 259, der Amtssassen 486. 
1) Der erste Versuch einer Statistik Sachsens ist des Oberrechnungs- 
raths Canzler „ Tableau historidue à la connnissance des aflaires de 
1Elcctorat de Sazc etc. 1786“, welchem 1787 des leipziger Professors 
Rössig „Kuhrsächßische Staatskunde“ folgte.
	        
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