Kirche. Gelehrtenschulen. 691
sich sogar von einem so plumpen Betrüger nasführen, wie
jener Thaumaturg Schrepfer war, der, nachdem er als Kaffee-
wirth in Leipzig fallirt hatte, 1774 unter dem Namen eines
Barons v. Steinbach wieder auftauchte, in Dresden zur Reform
der Freimaurerei eine sogenannte innere Loge des Gold= und
Rosenkreuzordens stiftete, den Minister v. Wurmb, den Kammer-
herrn v. Hopffgarten, den Stallmeister v. Bischoffswerder, ja
selbst den Herzog Karl von Kurland in sein Netz zog, auf des
Letzteren Wunsch vor der Elite des Hofadels, aber im strengsten
Geheimniß vor dem Kurfürsten, den Geist des Cheralier de
Saxe citirte und schließlich, als er sich vor seinen Gläubigern
nicht mehr halten konnte, sich im leipziger Rosenthale erschoß 7.
Die katholische Kirche fand für Proselytenmacherei bei dem
Kurfürsten keine Begünstigung, dagegen entstand für die in
130 Jahren von 150 auf 5.— 6000 Köpfe gestiegenc katholische
Gemeinde der Hauptstadt eine Hauptschule und 1787 ein Gym-
nasium und in Leipzig ebenfalls eine katholische Schule. Basis
der Gelehrtenschulen blieb die gründliche philologische Bildung,
die an einer großen Zahl sächsischer Schulmänner aus Ernesti's
Schule, z. B. an den #widen Rectoren der leipziger Thomas-
schule J. F. Fischer seit 1767 und W. E. Rost seit 1800,
an K. D. Ilgen, 1802 Rector der Schulpforta, und Anderen
namhafte Vertreter und tüchtige Pfleger fand. Wenn aber
auch Ernesti's Schulordnung nun schon deutsche Aufsätze vor-
schrieb, weil der Zweck sich in der Muttersprache auszubilden
nicht bloß durch libersetzen aus dem Griechischen und Latei-
nischen erreicht werde, so dauerte es doch noch geraume Zeit,
ehe die pedautische Einseitigkeit der Philologen die vaterländische
Literatur für ebenbürtig erachtete, um neben der von Latium
und Hellas berücksichtigt zu werden. Ebensowenig wurden Natur-
wissenschaften oder neuere Sprachen gelehrt; doch fing man
an von den zur Universität übergehenden Schülern ein „testi-
monium Praeceptorum wegen ihres Abschiedes“ zu verlangen.
1) Bülau, Neue Jahrbücher der Geschichte und Politik (1818) l.
ö7MH. — Wraxall, Memoirs (24 ed. 1800) I, 276 f.