692 Inneres 1768—1806.
Manche Einrichtungen an den freien Gymnasien, wie die Um-
züge der Lehrer und Schüler am Gregoriusfeste und die Cur-
rende, waren zwar wichtig bei der Dürftigkeit der diesen An-
stalten zufließenden Mittel, standen aber zu den Zwecken der
Schule in keinem Einklang.
Da sich der gelehrte Stand in Sachsen großer Rechte
erfreute, waren die beiden Universitäten zahlreich besucht. Ihre
Dotationen wurde 1784 durch den aus der Verpfändung des
Schulamts Pforta an Weimar im Jahre 1712 herrührenden
pfortaischen Reluitionszinsenfond 1), durch außerordentliche Be-
willigungen des Landesherrn und der Stände, z. B. 1805
durch ein Kapital von 30000 Thalern, sehr bedeutend erhöht
und neue Professuren für Okonomie und Kameralwissenschaften,
Natur= und Völkerrecht, Chemie, Naturgeschichte und Botanik,
Entbindungskunde, Klinik, psychische Heilkunde, pathologische
Anatomie, Astronomie, Homiletik, Pädagogik und Katechetik
gegründet. In Wittenberg wurde die 1760 eingeäscherte Schloß-
kirche meist auf Kosten des Kurfürsten und der Stände und
durch fremde Beiträge wiederaufgebaut, das Augustcum, einst
Luthers Eigenthum, verschönert und erweitert. Der Geheime
Kriegsrath v. Ponikan schenkte der dortigen Universität 1789 seine
Bibliothek, die allein für die sächsische Geschichte 11= bis 12000
Bände der seltensten Schriften enthielt, nachdem man deren
Erwerbung für die kurfürstliche Bibliothek zu Dresden durch
Eigensinn verscherzt hatte 7). Leipzig erhielt außer der Ver-
größerung des Klinikums ein chemisches Laboratorium, den
Thurm der Pleißenburg als Sternwarte, einen passenderen
botanischen Garten und durch die Vermächtnisse der Professoren
J. G. Böhme, J. A. Dathe und K. G. Nössig werthvolle
Bereicherungen seiner Bibliothek, beide Hochschulen Entbindungs-
und Hebammenanstalten, wie eine solche 1785 auch mit dem
dresdner collegium medico-chirurgicum verbunden wurde.
1) Pölitz I, 143 f.
2) Ebert, Geschichte der k. Bibliothek zu Dresden, S. 66 ff. —
Grohmann, Annalen III, 224.