Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

m Die Universitäten. Theater. 696 
kurze Zeit auch Ch. Garre, gehörten, sammelte sich vorzugsweise 
um Ch. F. Weiße, dessen harmlos-heitere Dramen die fried- 
fertige Ruhe jener Periode widerspiegeln. Hier begann ferner 
Jean Paul, seit 1781 Student, mit den „Grönländischen Pro- 
zessen“ seine literarische Laufbahn und 1785 kam Schiller, der 
Einladung Körners, Hubers und ihrer Bräute folgend, nach 
Leipzig. Im Verein mit anderen Kunstfreunden erbaute der 
Kaufmann Zehmisch aus Privatmitteln auf der ehemaligen 
ranstädter Bastei ein eigenes Schauspielhaus, das 1766 mit 
J. E. Schlegels „Hermam“ eingeweiht und 1796 vom Rathe 
angekauft wurde. Koch siedelte 1786 mit seiner Truppe nach 
Weimar über und besuchte Leipzig nur noch während der 
Messen, aus Verdruß vielleicht, daß ihm, um die Collisionen 
seiner Vorstellungen mit den Vorlesungen des Prof. Winckler 
zu vermeiden, untersagt worden war, öfter als zweimal wöchentlich 
zu spielen. Die Zeit, wo Leipzig für das deutsche Theater den 
Ton angab, war vorüber. Nach Kochs Tode erhielt Wäser 
das sächsische Privilegium, dann besaß es die döbbelinsche und 
von 1775—1777 die seylersche Gesellschaft, deren Secretär 
und Poet F. M. Klinger (der Dichter der „Zwillinge“") war, 
darauf erhielt es als Cutschädigung für die wegen des bairischen 
Erbfolgekriegs eingezogene italienische Oper deren bisheriger 
Leiter Bondini, unter dem der große Künstler J. F. Reinecke 
spielte und I. F. Fleck seine theatralische Laufbahn begann 1), 
und 1790 Seconda, der ein ausgezeichnetes Personal zusammen= 
brachte. Die Aufführung der Räuber verbot zwar 1782 der 
Rath als unmoralisch, dagegen war es hier, wo Schiller, 
September 1801, bei der ersten Aufführung seiner Jungfrau 
von Orleaus „zum erstenmale einen Erguß ächter Volks- 
begeisterung erntete“. Viele von Weiße's Singspielen com- 
ponirte A. Hiller, der auch das Thomanerchor auf jene Stufe 
der Vollkommenheit brachte, auf welcher es Mozart für das 
erste dieser Art erklärte und auf welcher J. G. Schicht es zu 
erhalten verstand; unter Hillers Direction stand ferner das 
1) Deoricnt, Geschichte der Schauspielkunst II, 392.
	        
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