70 Kurfürst August als Staatswirth.
läutern, besaß er wie Wenige die Gabe, sich um das Kleinste
und Geringfügigste zu kümmern, ohne doch den Uberblick über
das Ganze zu verlieren. Wenn Luther von Friedrich dem
Weisen rühmend zu erzählen weiß, daß er allen seinen Amt-
leuten und Schössern scharfe Rechuung abnahm und sogar, so
oft er auf seinen Gütern einsprach, um jedem Unterschleif vor-
zubeugen, die Kosten seines Unterhaltes zahlen ließ, so erscheint
er uns damit doch nur als guter und gewissenhafter Haus-
halter im Vergleich zu August, der in vollem Sinne den
Namen des ersten fürstlichen Staatswirthes in Deutschland
verdient und als solcher selbst über den folgenden Zeiten inso-
fern steht, als er, noch frei von der Einseitigkeit der späteren
nationalökonomischen Systeme, allen drei Hauptquellen des Na-
tionalreichthums, der Benutzung des Grund und Bodens, den
Gewerben und der Judustrie, endlich dem Handel und den
damit zusammenhängenden Instituten gleichmäßige Sorgfalt an-
gedeihen ließ. Nur geschah, was er in diesen Beziehungen
that, weder aus bewußter theoretischer Erkenntniß, noch auch
aus Motiven der Humanität, sondern lediglich aus Interesse
für seine Kasse. Jenes Zeitalter hatte den Werth des Geldes
schätzen lernen; auch August ging bei allen seinen wirthschaft-
lichen Maßregeln nur von der Absicht aus, Geld oder Geldes-
werth im Lande zu erzeugen, den Abfluß des baaren Geldes
aus dem Lande zu verhindern und seinen eigenen Vorrath da-
von durch Sparsamkeit zu vermehren. Es entsprach dies ganz
seiner individuellen Neigung zum Geld, die noch durch die oft
an Geiz grenzende Sparsamkeit seiner Gemahlin Anna unter-
stützt wurde. Hiernach gestaltete sich daher zunächst schon das
Aussehen des kurfürstlichen Hofes, an dem zwar im Ganzen
wohl der frühere schlicht bürgerliche Ton der herrschende blieb,
aber doch die Sitte der Zeit eine größere Zahl von Hofbeamten,
deren Besoldungen schon damals höher waren als die der
Staatsbeamten, und namentlich bei fürstlichen Besuchen einen
solchen Aufwand verlangte, daß das kurfürstliche Paar sich die
strengste Ordnung seines Haushaltes zur Pflicht machte, um
das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben zu er-