72 Kurfürst August als Staatswirth.
und in ähnlicher Weise 1575 vier Geheimräthe mit je 1000 Fl.
Gehalt, aber ebenfalls noch ohne eine besondere Behörde zu
bilden, mit der Berathschlagung „sonderlicher, vornehmer und
vertrauter Sachen“ betraut, wozu außer gesandtschaftlichen,
Haus= und Reichs-Angelegenheiten namentlich auch die Kammer-
sachen gerechnet wurden; sie waren verpflichtet, sich stets in
der Nähe des Kurfürsten aufzuhalten, auch auf Reisen ihn zu
begleiten 1). An der Spitze der Kammer stand der Kammer-
meister und neben beiden, insbesondere für die Verwaltung und
Bewirthschaftung der Amter und Kammergüter, die Rentnerei
oder Rentkammer mit dem Rentmeister. Bereits in den drei-
zehn ersten Jahren seiner Regierung hatte der Kurfürst für
eine Million Gulden neue Kammergüter zusammengekauft, wo-
bei er hie und da auch die Nachhilfe einer sanften Gewalt
nicht ganz verschmähte, und kurfürstliche Amter aus ihnen ge-
bildet ). Ihrer Verwaltung widmete August ganz besondere
Sorgfalt, deren sie freilich sehr bedurften, da er die meisten
derselben, und namentlich die ehemaligen Klostergüter, in ganz
verwahrlostem Zustande überkam. Auch die Bewirthschaftung
der älteren Kammergüter mit ihrer Menge von Beamten und
Pächtern, welche die Kosten vermehrten und die Ausfsicht un-
möglich machten, war so mangelhaft, daß der Ertrag der besseren
meist durch die Zubuße für die schlechteren aufgezehrt wurde.
Dem abzuhelfen, verschärfte der Kurfürst die Aufsicht über die
Beamten auf seinen Gütern, gab ihnen eine umfassende neue
Instruction, durch welche die alte Naturalbesoldung, das Ein-
geschneitte, in feste Geldbesoldung verwandelt wurde, ließ über
die gesammte Bewirthschaftung der Kammergüter während der
letztvergangenen 10 Jahre eine Generalrechenschaft zusammen-
stellen und durch Abr. von Thumshirn für die Administratoren
derselben eine Anweisung zur Bewirthschaftung (Oeconomica)
1) Weiße, Gesch. IV, 153. — Desselben Staatsrecht Sachsens
(1821) I, 142.— Falke, Geschichte des Kurfürsten August in vollswirth-
schaftlicher Beziehung (Preisschrift 1868), S. 20.
2) Ein Verzeichniß derselben in Weißes Neuem Museum I, 2.
S. Z3 ff. Vgl. Falke a. a. O., S. 57 ff.