86 Kurfürst August. Postwesen.
Die zunehmende Regsamkeit des Verkehrs gab unstreitig
auch den Hauptanstoß dazu, daß August den ersten, freilich
noch sehr rohen und von seinem Nachfolger sogar wieder auf-
gegebenen Versuch zu einem Territorialpostwesen machte, indem
die von Städten und Amtern zu haltenden Lehnklepper und
Dienstgeschirre 1563 in Erbzins umgeschaffen und damit be-
sondere Postboten besoldet wurden, welche die Städte und
Amter unter einander und mit dem kurfürstlichen Hoflager in
regelmäßige Verbindung setzten. Im Jahre 1574 wurde der
reitende Postbote Sal. Felgenhauer mit 200 Fl. Gehalt als
Postmeister angestellt, dem wahrscheinlich die Besorgung der
kurfürstlichen Briefe und Pakete durch Fuß= und reitende Boten
oblag; später wurde dazu auch das 1595 vom leipziger Rathe
errichtete Botenamt benutzt. Der auf Languets Vorschlag ge-
machte Versuch, eine Postverbindung mit den Niederlanden
und Italien einzurichten, scheiterte ebenso wie die von dem
obengenannten Roth nach allen für den Gewürzhandel wichtigen
Plätzen beabsichtigte Einrichtung eigener Posten an dem Wider-
stande des Reichspostmeisters v. Taxis #).
Wie sich aus dem Bibherigen ergiebt, ragte Kursachsen damals
nicht allein durch seinen Umfang, der nach Augusts ausehnlichen
Erwerbungen mehr als 500 Quadratmeilen betragen haben mag,
sondern weit entschiedener noch durch den wirthschaftlichen Zu-
stand in seinem Innern unter den Territorien des Reichs her-
vor. Augusts friedliche Regierung, die Blüthe des Landbaues,
der Gewerbe und des Verkehrs, der steigende Wohlstand, die
Niederlassung von Einwanderern, deren Gesammtzahl sich auf
20000 annehmen läßt, die strengen Verbote gegen fremde
Werbungen, die Besecitigung der Klöster und des Cölibats
konnten nicht ohne wohlthätige Wirkung auf die Zunahme der
Bevölkerung bleiben, so daß letztere wohl 1 1½ Million betragen
mochte 2). Fehlte es auch noch an einer völligen Vermessung
1) Von Aufkunft und Wachsthum des kursächs. Postwesens in Samm-
lung verm. Nachr. z. sächs. Gesch. VII, 223. Die Ausbildung des Posl-
wesens zu einem Regal gehört einer späteren Zeit an.
2) Hunger in seinen Denktwürdigkeiten z. Finanzgesch. Sachsens