Full text: Psychologie der Massen.

Klassifikation und Einteilung der Massen. 119 
dürfen. In der Festung entkleidet man die Opfer völlig, zer- 
fleischt sie eine halbe Stunde lang, und dann, wenn jeder- 
mann alles gut gesehen hat, schlitzt man ihnen endlich den 
Leib auf. | 
Die Menschenschlächter sind übrigens sehr skrupelhaft 
und bekunden jene Sittlichkeit, deren Existenz bei den Massen 
wir bereits verzeichneten. Sie scheuen davor zurück, sich des 
Geldes und Schmuckes der Opfer zu bemächtigen und bringen 
es zu dem Tische des Ausschusses. 
In allen ihren Handlungen finden sich die rudimentären 
Denkweisen, die für die Massenseele charakteristisch sind. So 
bemerkt nach einer Abschlachtung von 1200—1500 Volksfeinden 
irgend jemand, dessen Anregung Verständnis 'findet, die anderen 
Gefängnisse, welche alte Bettler, Vagabunden, jugendliche Häft- 
linge einschließen, enthielten in Wahrheit nur unnütze Esser, 
es wäre daher gut, sich ihrer zu entäußern. Übrigens müsse 
es unter ihnen auch Volksfeinde geben, wie z. B. eine gewisse 
alte Frau Delarne, die Witwe eines Giftmischers: „Sie muß 
wütend sein, im Gefängnisse zu sitzen; vermöchte sie es, 
würde sie Paris in Brand setzen; sie soll dies gesagt haben, 
sie hat es gesagt. Fort mit ihr.‘“ Diese Demonstration scheint 
evident, und so wird alles haufenweise massakriert, inbegriffen 
etwa 50 Kinder von 12—17 Jahren, die ja auch Volksfeinde 
hätten werden können und’ deren Beseitigung von Interesse war. 
Nach Verlauf einer Arbeitswoche waren alle diese Maß- 
nahmen ausgeführt, und die Menschenschlächter durften an 
ihre Ruhe denken. Da sie tief davon durchdrungen waren, 
sich um 'das Vaterland wohl verdient gemacht zu haben, ver- 
langten sie von den Autoritäten eine Belohnung, die eifrigsten 
forderten sogar eine Medaille. 
Ähnliche Tatsachen weist die Geschichte der Kommune 
von 1871 auf. Der wachsende Einfluß der Massen und die 
alimähliche Kapitulation der Mächte vor ihnen wird uns sicher- 
lich noch viele andere bringen.
	        
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