Full text: Psychologie der Massen.

Zweites Buch. 
Anschauungen und Überzeugungen der Massen. 
1. Kapitel. 
Mittelbare Faktoren der Anschaunugen und Überzeugungen der Massen. 
Wir haben bisher die Geistesbeschaffenheit der Massen 
studiert. Wir kennen die Art ihres Fühlens, Denkens, Schlie- 
Bens. Nun wollen wir sehen, auf welche Weise ihre Meinungen 
und Anschauungen entstehen und sich befestigen. 
Zweierlei Faktoren bestimmen diese Anschauungen und 
Überzeugungen: indirekte und unmittelbare Faktoren. 
Die indirekten Faktoren befähigen die Massen zur Än- 
nahme gewisser Überzeugungen und verhindern das Eindringen 
anderer. Sie bereiten den Boden vor, auf dem man plötzlich 
neue Ideen keimen sieht, deren Kraft und Wirkung Staunen 
erregt, die aber nur dem Scheine nach spontan sind. Der Aus- 
bruch und die Verwirklichung gewisser Ideen bei den Massen 
weist oft eine blitzartige Plötzlichkeit auf. Aber diese ist nur 
eine oberflächliche Wirkung, hinter welcher man eine lange 
Vorarbeit zu suchen hat. 
Die unmittelbaren Faktoren sind jene, welche, zu dieser 
langen Arbeit, ohne die sie wirkungslos blieben, hinzukommend, 
die lebendige Überzeugung der Massen hervorrufen, — welche 
also der Idee ihre Gestalt verleihen und sie mit allen ihren 
Folgen entbinden. Vermöge dieser unmittelbaren Faktoren 
ergeben sich die Revolutionen, die eine Gesamtheit zu jäher 
Erhebung führen — durch sie kommt es zu einem Aufruhr oder 
zu einem Streik, durch sie bringen riesige Majoritäten einen 
Menschen zur Macht oder sie stürzen eine Regierung. 
Die allmähliche Wirksamkeit dieser beiden Arten von Fak-
	        
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