66 Zweites Buch.
Erfindung eingeben. Aller dieser kostbaren Kontakte, aller
dieser assimilierbaren und unentbehrlichen Elemente ist der
junge Franzose beraubt, und zwar gerade im fruchtbaren Alter;
sieben oder acht Jahre hindurch sitzt er in einer Schule etn-
gesperrt, fern von unmittelbarer, persönlicher Erfahrung, die
ihm einen genauen und lebendigen Begriff von den Dingen, den
Menschen und von den verschiedenen Weisen ihrer Behandlung
gegeben hätte.‘
»... Wenigstens neun unter zehn haben ihre Zeit und
Mühe, mehrere Jahre ihres Lebens, und zwar fruchtbare, wich-
tige, ja entscheidende Jahre, verloren. Man denke zunächst an
die Hälfte oder zwei Drittel jener, die zur Prüfung gehen, ich
meine die Abgewiesenen; ferner unter den Zugelassenen, Gra-
duierten, Diplomierten noch die Hälite oder zwei Drittel, näm-
lich die Überarbeiteten. Man hat von ihnen zu viel verlangt,
indem man ihnen zumutete, an einem bestimmten Tage auf
einem Stuhle oder vor einer Tafel zwei Stunden hindurch in
einem Zweige der Wissenschaft lebende Repertorien allen
menschlichen Wissens darzustellen. Sie sind dies an diesem
Tage, zwei Stunden lang wirklich so ziemlich gewesen, aber
sie sind es nicht mehr nach einem Monat, sie könnten die
Prüfung nicht aufs neue bestehen; ihre zu zahlreichen und
zu drückenden Erwerbungen entgleiten unaufhörlich ihrem
Geiste, und sie machen keine neuen. Ihre Geisteskraft hat
nachgelassen, der befruchtende Saft ist vertrocknet, der er-
wachsene Mensch erscheint, und es ist oft der fertige Mensch.
Ist dieser in seinem Berufe und verheiratet, so ist er darauf
gefaßt, sich immerfiort in demselben Kreise zu bewegen und
verschanzt sich in seinem beschränkten Amte, das er korrekt
ausfüllt, ohne aber das geringste darüber hinaus zu tun. Dies
ıst aber der Durchschnittsertrag; gewiß hält die Einnahme der
Ausgabe nicht das Gleichgewicht. In England und Amerika,
oder wie einst vor 1870 auch in Frankreich, ist bei umge-
kehrtem Verfahren die Einnahme gleich oder größer.‘
Der berühmte Historiker zeigt uns dann den Unterschied