Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

5. Kapitel. Die Preisbildung im Verkehrswesen. 117 
Rohstoffe an bis zum Absatze an den Verbraucher geltend macht, ist 
tatsächlich ein wichtiger Teil der Gestehungskosten. Die Möglichkeit 
des Absatzes und die Ertragsfähigkeit des Betriebs hängt nicht selten 
wesentlich davon ab, welcher Teil der Gesamtkosten auf Verkehrs- 
leistungen zu rechnen ist. 
Freilich soll Stetigkeit nicht so viel bedeuten wie starre Unver- 
änderlichkeit. Das wäre durchaus zu verwerfen. Die Preise der Ver- 
kehrsleistungen müssen angesichts des stets wachsenden Verkehrs im 
allgemeinen eine sinkende Richtung innehalten. Starre Unveränderlichkeit 
der einmal gegebenen Sätze würde ein rechtzeitiges Herabgehen ver- 
bindern. Nicht eine absatzweise sich vollziehende Verbilligung des 
Verkehrs ist es, was das geschäftliche Leben schädigt, sondern ein fort- 
währendes regelloses Hin- und Herschwanken der Preise der Verkehrs- 
leistungen, wie es z. B. bei den amerikanischen Eisenbahnen wiederholt 
zutage getreten ist. Derartige Schwankungen stürzen das geschäftliche 
Leben in Unsicherheit, und sie sollen ausgeschlossen werden; eine in 
gewissen längeren Absätzen sich vollziechende Verschiebung der Preise 
kann der Geschäftsmann viel eher ertragen und mut sie sogar wünschen, 
wenn sie mit Ermäbßigungen verbunden ist. 
Die Verkehrsanstalt mag mitunter zu gewissen Verschiebungen der 
Preige der Verkehrsleistungen durch die Absicht geführt werden, den 
nach Jahreszeit, Marktlage usw. schwankenden Verkehr gleichmäbßiger 
zu verteilen. Wenn diese Wirkung in der Tat erzielt wird, so wird das. 
für die Verkebrsanstalt vorteilhaft sein; aber für die wirtschaftliche 
Tätigkeit kann es unter Umständen eine recht empfindliche Störung 
sein. Denn wenn die gleichmähige Verteilung eintreten soll, so müßte 
die Erhöhung der Frachtpreise gerade in den Zeiten des Verkehrsandranges, 
die Ermäbßigung in den Zeiten der Verkehrsstille eintreten. Von der letzteren 
würde das wirtschaftliche Leben also nur wenig Vorteil haben, durch jene 
dagegen zur Ubernahme erheblich größerer Lasten gezwungen werden. 
In Wirklichkeit steht es durchaus nicht vollständig im Belieben der 
Geschäftswelt, wie stark sie in der einzelnen Zeitabschnitten Ver- 
kehrsleistungen beanspruchen will. Der Verkehrsandrang in bestimmten 
Zeiten hängt vielmehr zumeist mit Umständen zusammen, die sich der 
Einwirkung des Geschäftsmanns entziehen. Er kann die Marktlage 
nicht nach seinem Belieben gestalten. Sie tritt ihm entgegen als ein 
Umstand, den er — wenn er günstig ist — so schnell und so umfassend 
als möglich ausnutzen muß, oder dem er sich — wenn er ungünstig ist — 
zu unterwerfen hat. Will er die Zeiten der günstigen Marktlage aus- 
nutzen, dann bedarf er zahlreicher Verkehrsleistungen. Erhöht man 
ihm gerade in dieser Zeit die Frachten, so verhindert man ihn daran, 
sich den Vorteil der Lage voll zunutze zu machen. 
Der verschiedene Verkehrsandrang in den einzelnen Jahreszeiten
	        
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