Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

126 I. Abschnitt. Das Verkehrswesen im allgemeinen. 
ergünzen. Oft gelingt das freilich nicht, und die Fabrzeuge gehen ganz 
oder teilweise leer zurück, sodaß die bedingte tote Last vergrötzert wird. 
Eine ungenügende Leitung des Verkehre kann diesen Mißstand noch 
sehr steigern. Aus dem Bestreben, diesen Teil der bedingten toten 
Last zu vermindern, läßt sich z. B. die Preisermähigung für Rückfahr- 
karten erklären, weil damit eine Rückfahrt gesichert wird. 
Die zeitliche Verschiedenheit des Verkehrsandranges beruht — 
wie schon früher gezeigt — zum nicht geringen Teil auf natürlichen 
Verhältnissen oder Schwankungen der Marktlage und läbßt sich in diesem 
Falle nur wenig ändern, zum Teil auch auf den Gewohnheiten der 
Bevölkerung (Reisezeit, Ferien-, Festtags- und Sonntagsverkehr usw.), 
die aber ihrerseits sehr oft wieder in allgemeinen und natürlichen Ver- 
hältnissen begründet sind und deshalb auch wenig umgestaltet werden 
können. Den Gewohnheiten dadurch entgegenzuarbeiten, daß die Be- 
förderungspreise z. B. an Sonn- und Festtagen oder in der Hauptreisezeit 
erhöht werden, ist in den meisten Fällen unklug; denn dadurch wird 
nicht etwa der Verkehr gleichmähßiger verteilt auf die einzelnen Tage 
und Jabreszeiten, sondern es wird ein Teil des Verkehrs einfach zu- 
rückgedrängt, der bis auf einen winzigen Bruchteil nun überhaupt 
unterbleibt. 
Am meisten kann mit der Gestaltung der Preise auf den Teil der 
bedingten toten Last eingewirkt werden, der dadurch entsteht, dab die 
zur vollen Ausnutzung der Fahrzeuge nötige Menge von Beförderungs- 
gegenständen dauernd der Verkehrsanstalt nicht zugeführt wird. Hier 
kann eine Ermäßigung der Fahrpreise unter Umständen sehr nützlich 
wirken, wenn auch die volle Ausnutzung der Ladefähigkeit schwerlich 
jemals erreicht werden wird. Besonders wichtig ist ein derartiges Vor- 
gehen für den Eisenbahnverkehr; denn hier spielt die tote Last wegen 
ungenügender Ausnutzung der Fahrzeuge eine sehr große Rolle sowohl 
im Güter- als auch ganz besonders im Personen- und Gepäckverkehr, 
wie später Zahlenmäßig zu belegen sein wird. 
Dabß sich in dieser Beziehung durch Umgestaltung und Ermäbigung 
der Fahrpreise eine Besserung erzielen läßt, haben die Erfahrungen be- 
wiesen. Allerdings gebört dazu eine fühlbare Herabsetzung der Preise 
und ein starkes Verkehrsbedürfnis, das durch diese Ermäßigung noch 
entfesselt werden kann. Wo die Zahl der Reisen oder Versendungen 
bei mähßigen Sätzen schon sehr groß ist, ohne daß eine höhere Aus- 
nutzung der Wagen errielt wurde, läßt sich auch von weiterer Ermäßigung, 
die unter solchen Umständen doch nur gering sein kann, nicht mehr viel 
erhoffen. 
Art und Beschaffenheit der Güter müssen bei der Preisbemessung eben- 
Ialls in Rücksicht gezogen werden. Hierher gehört zuerst die Sperrig- 
keit der Güter, die eine genügende Ausnutzung der Tragfähigkeit der
	        
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