5. Kapitel. Die Preisbildung im Verkehrswesen. 131
seinen Willen durch die langsamere Beförderung aufgenötigt wird. Das
gilt bei jedem, der es eilig bat, auch für kurze Strecken, ferner fast
ausnahmslos bei Eisenbahnfahrten für längere Strecken, da die Eisen-
bahnfahrt an sich nicht gerade zu den besonders angenehmen Dingen
gehört, sehr häufig auch bei Seereisen für alle nicht seefesten Personen.
Beim Güterverkehr und vollends beim Nachrichtenverkehr ist im all-
gemeinen eine längere Zeitdauer unerwünscht. Nach allem wird viel
häufiger als die längere die kürzere Benutzungsdauer, d. h. die Schnellig-
keit der Beförderung, den Wert der Verkehrsleistung für deren Emp-
fänger erböhen.
Allerdings wird die erhöhte Schnelligkeit nur dann zu einer höheren
Wertschätzug der Verkehrsleistung Anlab geben können, wenn die
Schnelligkeit wirklich in nennenswertem Umfang über das Durchschnitts-
maß binausgeht. Wenn z. B. alle Eisenbahnzüge gleich schnell fahren,
kann von einer höheren Bewertung einzelner Leistungen, die nicht über
den Durchschnitt binausgehen, keine Rede sein. Wird aber dem Benutzer
der Verkehrsanstalt eine überdurchnittliche Schnelligkeit der Beförderung
zu teil, so wird er an sich auch bereit sein, einen höheren Beförderungs-
preis zu zahlen. Tatsächlich wird denn auch im allgemeinen für solche
Fälle von den Verkehrsanstalten ein höherer Preis gefordert, z. B. in
Gestalt der Schnellzugzuschläge, der erhöhten Gebühr für Eilbriefe und
dringende Drahtnachrichten, der höheren Eilgutfrachten usw. Teilweise
rechtfertigt sich der höhere Preis auch durch die höheren Kosten, die
durch erhöhte Geschwindigkeit verursacht werden. Das gilt z. B. von
Eilbriefen und dringenden Drahtnachrichten, deren Bestellung nicht auf
die gewöhnlichen Bestellgänge verschoben werden kann. Bei Eilgütern
spielt der Umstand eine großbe Rolle, daß sich die bedingte tote Last
leicht erhöht, weil hier nicht gewartet werden kann, bis durch vermehrte
Anstauung von Gütern eine bessere Ausnutzung der Wagen eintritt. Es
ist indes sehr schwer, diesen Mehraufwand hei erhöhter Geschwindig-
keit festzustellen, und bei Dampfschiffen und Eisenbahnen ist es über-
haupt fraglich, ob sich bei schnellerer Beförderung die Selbstkosten
wirklich für die Beförderungsanstalt im ganzen gleichen Schrittes er-
höhen. Einzelne Ausgabeposten steigen allerdings bei größerer Schnellig-
keit schon deshalb, weil diese stärkere Maschinen voraussetzt. die trotz
aller Fortschritte im Maschinenbau im ganzen doch höhere Anforderungen
stellen, z. B. beim Verbrauch von Brennstoffen und von Wasser; die
Kosten der Unterhaltung und Erneuerung der Zugkraft, bei Eisenbahnen
vielleicht auch die Abnutzung der Schienen, Lokomotiven und Wagen
steigen ebenfalls infolge erhöhter Schnelligkeit. Auch der Sicherheitsdienst
dürfte bei gesteigerter Schwierigkeit Mehraufwendungen verursachen.
Ob aber diese Posten zusammen in demselben Verhältnisse mit der
Schnelligkeit anwachsen, läht sich schon deshalb bezweifeln, weil ein
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