Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

152 II. Abschnitt. Der Strabenverkehr. 
sich später zeigen wird, nicht neu. Damit würden aber wichtige Vor- 
züge der Landstraße sehr bald verloren gehen, und es wäre ohne diese 
Vorteile eine sehr große Verschwendung, neben dem Netze der Lokomotiv- 
bahnen noch ein vollständiges Netz von Spurbahnen für Pferdebetrieb 
zu bauen, das doch nicht die Leistungsfähigkeit des ersteren erreichen 
könnte. Man hat deshalb neuerdings den Gedanken an eigentliche Spur- 
wege in den Landstraßen fallen gelassen, glaubt aber den Vorteil der 
geringen Reibung auf Eisenbändern nicht aufgeben zu sollen. Nament- 
lich im Hinblick auf den wachsenden Kraftwagenverkehr wird an- 
gestrebt, verhältnismäßig breite, aber nicht schwere Eisen- oder Stabl- 
bänder in den Strabenkörper zu verlegen, die keine vertiefte Spur, son- 
dern nur eine wenig vorstehende Führungsleiste an einer Seite haben. 
Solche Fuhrwerksgeleise sind seit mehreren Jahren verschiedentlich in 
Gebrauch genommen worden, zu einer allgemeinen Verwendung ist es 
aber nicht gekommen. 
Der grobe Reibungswiderstand auf den Landstraben steht — wie 
ebenfalls schon dargelegt ist — der ausgiebigen Verwendung mecha- 
nischer Triebkräfte im Landstrabenverkehr und damit auch der Ver- 
wendung großber Verkehrsgefähe im Wege. An erhebliche Massenbaftig- 
keit des Verkehrs ist bei den Landstraben nicht zu denken, ebensowenig 
beiden üblichen Landstrabenbeförderungsmitteln an eine auch nurannähernd 
den Eisenbahnen gleichkommende Schnelligkeit der Beförderung. Was 
die Schnelligkeit anlangt, so bestanden und bestehen darin große Ver- 
schiedenheiten je nach der Art der Straßen, und auch schon vor dem Ein- 
greifen der Eisenbahnen hatte man die Schnelligkeit durch Verbesserung 
der Wege und durch zweckmähige Ordnung des Verkehrsdienstes beträcht- 
lich gesteigert. Die überaus langen Beförderungszeiten, die aus dem Mittel- 
alter und auch noch aus dem 16. und 17. Jahrh. berichtet werden, waren 
im 18. Jahrh. durch Verbesserung der Personenpost schon weit überholt. 
Sie brachten es bei günstigen Verhältnissen immerbin schon auf 7½ km 
in der Stunde, und die Schnellposten erreichten das doppelte, wenn auch so 
gute Leistungen nicht immer zu erzielen waren. Durch Einführung des 
englischen Schnellpostwesens (1824 durch NaAGLER) wurde die Personen-- 
fahrzeit von Berlin bis Magdeburg von über 2 Tagen auf 15 Stunden ver- 
kürzt. Der Postwagen zwischen London und Edinburg brauchte im 18.Jahrh. 
noch 2—3 Wochen, dagegen nach der Makadamisierung der Straben nur 
noch 1½ Tage. Zwischen London und Manchester hatte die Post 1759 
noch 4½ Tage nötig, 1824 nur noch 27 Stunden. Das waren schon 
ansehnliche Fortschritte, gegen die allerdings der Güterverkehr stark ab- 
fiel. Frachtwagen brauchten auf den sehr schlechten Wegen vor 
200 Jahren mehrere Tage, um von Halle nach Leipzig (30 km) zu 
kommen. Die Wegeverbesserung batte das im 19. Jahrh. schon be- 
trächtlich günstiger gestaltet. Auf guten Landstraßen kann ein Fracht-
	        
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