Full text: Volkswirtschaftslehre VII. Band: Das Verkehrswesen. (7)

162 II. Abschnitt. Der Strabenverkehr. 
dafür, daß das Bedürfnis nach besserer Ausgestaltung in gröberen Orten, 
in Städten, schon früh wach wurde und Befriedigung suchte und fand. 
Kunststraßen, wenn auch noch einfacher Art, sind sicher in den groben 
Städten zuerst aufgetreten. Daß dabei anfangs nur die Anlieger die 
Lasten zu tragen hatten, wird als allgemeine Erscheinung gelten dürfen. 
Erst im späteren Verlaufe der Entwickelung werden daneben auch die 
Stadtgemeinden die Ausgaben zum Teil selbst übernommen haben. Die 
Regelung, Ordnung, Uberwachung und Leitung des Ortsstrabenbaues 
muß schon früh in die Hände der Stadtverwaltungen übergegangen sein. 
In deutschen Städten war die Anstellung besonderer Beamten dafür 
schon im 14. Jahrhundert eine allgemeine Einrichtung. Strabenpflaste- 
rung taucht in den Städten schon früh auf. In Cordova sollen schon 
im 10. Jahrhundert die Sarazenen Strabenpflasterungen vorgenommen 
haben, und in der zweiten Hälfte des 11. oder im Anfang des 12. Jahr- 
hunderts scheinen auch in deutschen Städten Pflasterungen vorgekommen 
zu sein. Für Paris ist 1185, für Florenz 1237, für Bologna 1241, kür 
Mailand, Modena und Padua 1260 Strabenpflaster nachgewiesen. Jatür- 
lich dauerte es noch lange, ehe sich diese Befestigungsweise verallge- 
meinerte. Seit dem 15. Jahrhundert hat die Strabenpflasterung in den 
Städten große Verbreitung gefunden und sich seitdem mehr und mehr 
— auch m technischer Beziehung — entwickelt. In Deutschland bat 
der unheilvolle 30 jährige Krieg hier wie auf vielen anderen Gebieten 
manches, was schon erreicht war, zerstört und die Entwickelung unter- 
brochen oder aufgehalten. Später ist das, wie bekannt, wieder wett 
gemacht worden, und in der neueren und neuesten Zeit haben die Städte 
die technische Ausgestaltung ihrer Straßben auf eine hohe Stufe gehoben 
und auch die ältere ungelenke Strabenführung wesentlich verbessert. 
In den Städten ist auch die Reinhaltung der Straßen schon früh 
Gegenstand der Fürsorge gewesen. Schon im 11. Jahrhundert finden 
sich behördliche Anordnungen darüber in deutschen Orten. Freilich 
kann sich das Mittelalter mit den heutigen Leistungen auf diesem Gebiete 
nicht messen. Reinigung von Schmutz und Schnee, Bekämpfung des 
Staubes und der Hitzeausstrahlung durch Besprengung und dgl. sind 
neue Errungenschaften. Sie bereiten den Städten große Ausgaben. 
In Wien kostete die 
Strallenreinigung Siraßenbesprengung 
1905 1025297 Kronen 936814 Kronen 
1906 4802 417 905 471 „ 
1907 5 007898 " 1006270 
1908 5139136 „ 1055772 6. 
1909 5944370 #„ 1042297 „ 
Die Reinhaltung der Pariser Strahen kostet rund 13 Millionen Franks 
jährlich, die der Berliner Straben 1907 rund 1,7 Millionen Mark, wozu
	        
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