. Kapitel. Begriff, Gliederung, Werkzeuge u. volkswirtschaftl Leistung d. Verkehrs. 5
eines Weges oder einer Bahn, auf der sich die Fortbewegung vollziehen
kann. Ohne irgend eine solche Bahn ist eine Beförderung überhaupt
unmöglich. Die Ausdrücke Weg und Bahn sind freilich hier im weite-
sten Sinne zu fassen; sie bezeichnen überhaupt das Mittel, auf dem der
Verkehr sich vollzieht. Dieses Mittel ist sehr verschiedener Art; es
steigt von den einfachsten bis zu den künstlichsten Formen an. Der
Forschungsreisende, der sich durch Urwälder und Wüsteneien bindurch-
arbeitet, benutzt den Boden, so wie die Natur ihn bietet, als Weg. Der
Luftschiffer gebraucht zum gleichen Zwecke die natürliche Luft, der
Seefahrer das weite Meer, der Flußschiffer das strömende Wasser, der
drahtlose elektrische Nachrichtenverkehr sendet seine Wellen durch den
freien Luftraum usw. Ein Feld- oder Waldweg, der sich im Laufe der
Zeit von selbst gebildet hat, weil die Menschen gewohnheitsmäbig die
gleiche Richtung einschlugen, gehört hier ebensosehr hin, wie die künst-
lich befestigte Landstraße, der gepflasterte Fahr- und Fuhweg in den
Städten, der mühevoll gebaute Kanal, die Schienenbahn oder die ober-
oder unterirdische oder unterseeische Drahtleitung für den Schreib- und
Sprechverkehr.
Nicht in gleicher Weise unentbehrlich ist dem Verkehr das Fahr-
zeug. Der einfache Fußgänger, der Lastenträger usw. bedarf keines
Fahrzeugs. Ebensowenig ist aber auch ein besonderes Fahrzeug nötig bei
den neuesten Verkehrsmitteln unserer Zeit, beim drahtlosen und bei dem an
eine Drabtleitung gebundenen elektrischen Nachrichtenschnellverkehr. Der
größte Teil des Personen- und Güterverkehrs verlangt freilich besondere
Fahrzeuge, die den verschiedenen Wegen angepaßt werden müssen, und
die in den mannigfaltigsten Formen zur Verwendung gelangen.
Das dritte Werkzeug des Verkehrs ist die bewegende Kraft. Die
bewegende Kraft tritt ebenfalls in den verschiedensten Formen auf.
Neben der Muskelkraft des Menschen, die sich zu vielseitigster An-
wendung eignet, und neben der tierischen Triebkraft steht die Kraft der
schiefen Ebene, des fließenden Wassers, des Windes, des Dampfes, der
Gase, der Elektrizität, des Luftdrucks usw. in Anwendung. In bezug
auf Vielseitigkeit der Verwendbarkeit und Umfang der Leistungsfähig-
keit sowie in bezug auf die Art und Weise, wie diese Kräfte in den
Dienst des Verkehrs gezwungen werden, bestehen dabei die gröbten
Verschiedenheiten.
Die Verkehrswerkzeuge sind hiernach von der mannigfachsten Art,
und nicht minder mannigfaltig ist die wirtschaftliche Eigenart der ein-
zelnen Werkzeuge.
Ein Teil erscheint als freies Gut, das sich der ausschlieblichen Be-
herrschung durch den Menschen entzieht, so z. B. die Luft, das Meer,
die Flüsse, sowohl in ihrer Eigenschaft als Verkehrsweg als auch in
ihrer Rolle als bewegende Kraft. Andere wieder sind als wirtschaft-