176 II. Abschnitt. Der Strahenverkehr.
und vor allem spielt das Pferd die Hauptrolle; daneben Kommen aber
auch Renntiere, Maultiere, Esel, Rinder, für den Kleinverkehr in ent-
wickelten Ländern und für Schlittenverkehr in nördlichen Gebieten auch
Hunde usw. in Betracht. Gleichzenig blieb lange Zeit das Pferd im
Abendlande das wichtigste Personenbeförderungsmittel. Auch hier
sind also die verschiedenen, in alten Zeiten in Verwendung gekommenen
Kräfte noch heute neben einander im Dienste des Verkehrswesens tätig.
und die Arten der Verwendungen sind dieselben wie sonst.
Die Anwendung mechanischer Zugkraft auf den Landstrabenverkehr
war bis vor kurzem nur durch Beifügung eines neuen, besonders ge-
stalteten Straßennetzes, also der Eisenbahnen, verwirklicht worden. Erst
scit Mitte der 80er Jahre ist infolxze der durch Gorrr. WIL . DAfaLER
angebahnten großen Fortschritte im Baue leichter, aber leistungsfühlger
Verbrennungskraftmaschinen die Ubertragung mechanischer Zugkraft
auf die Fahrzeuge der gewöhnlichen Strahe und Landstrahe gelungen, jetzt
allerdings mit einem überraschend grohen Erfolge. Die Strahen, die so
lange spröde der Verwendung solcher Trieb Kraft widerstanden haben,
sind jetzt innerhalb und auberhalb der Ortschaften mechanisch an-
getriebenen Fahrzeugen in grobem Umfange dienstbar und dadurch in
ihrer Verkehrsbedeutung gehoben worden.
Daß — wie gesagt — die tierische Kraff erst spät als Zugkraft
Verwendung finden konnte, hängt damit zusammen, dabß erst sehr spüt
der Wagen in den Dienst der Warenbeförderung gestellt wurde. Streit-
und Luxuswagen kommen schon im alten Agypten seit der Hyksoszeit
Vvor, auch im alten China sind sie zu treffen. Aber erst im 3. Jahr-
hundert v. Chr. wurde der Wagen in höherem Umfang in den Dienst
der Güterbeförderung gestellt und ist seitdem aus dieser Rolle nicht
wieder verschwunden. Für den Güterverkehr — und auch kür den
Personenverkehr — auf den Landstraben und Ortsstraben bat er jetzt
in den vorgeschrittenen Ländern weit höhere Bedeutung als die Tragtiere.
Die Erfmdung des Wagens ist das Ergebnis einer sehr langen Ent-
wickelung und setzt unter allen Umständen schon erhöbte Lebens- und
Wirtschaftsverhältnisse voraus. Auch der Ursprung des Wagens ist voll-
stündig in Dunkel gehüllt.
Nach der allgemeinen Annahme hat sich das Strabenfabrzeug aus
der schon bei den alten Agyptern und auch in Deutschland in vor-
geschichtlicher Zeit vorkommenden einfachen Schleisle entwickelt, auf
der kleine Lasten fortgezogen werden, eine Beförderungsweie, auf die
auch in hochentwickelten Ländern unter besonderen Umständen zurück-
gegriffen werden muß, wenn auch nur gelegentlich. Die Beobachtung,
dabß schwere Lasten sich leichter auf einem untergelegten Baumstamme
fortrollen als fortschleifen lassen, leitete im weiteren Verlaufe wohbl zur
Erfindung der Walze. Von dieser wird der nächste Schritt zum Räder-